Il Trovatore – Teatro Regio Parma – 2016

„Il trovatore“ von Giuseppe Verdi am Teatro Regio in Parma

Das Teatro Regio in Parma hat für das Verdifestival eine Neuproduktion von Verdis „Il trovatore“ (Der Troubadour) erarbeitet. Massimo Zanetti dirigierte die Filarmonica Arturo Toscanini ungewöhnlich fein und weich. Umso bedauerlicher war, daß Tenor Murat Karahan seine Rolle vor allem schrie. Das Theater ist klein, genug, daß man dort singen kann. Dementsprechend war er auch schon nach dem ersten Auftritt heißer. Liebesbekenntniss und Eifersuchtsanfall waren nicht unterscheidbar, ein Problem vieler Tenöre dieser Zeit. Glücklicherweise pflegte Dinara Alieva als Eleonora schönen Gesang und schöne Koloraturen. Auch George Petean traf als Graf Luna die richtige Stimmung. Gut intoniert war der Chor.

Leider schloss die Inszenierung nicht an die schönen Produktionen an, die man in Italien sonst gewohnt ist. Dazu hat Regisseurin Elisabetta Courir wohl etwas Regieunsinn aus Deutschland nach Italien übertragen. Wenn die Dame nicht schon einige Produktionen gemacht hätte, würde man sagen, Erstsemesterfehler durch mangelnde Theatererfahrung. Eine gesamte Oper hinter einem Gazevorhang zu spielen ist schon einmal ziemlich ermüdend, dahinter aber einen schwarzen Bühnenraum mit schwarzen Kostümen zu kontrastieren, sorgt dann endgültig für Müdigkeitsanfälle. Immerhin wurden die Kostüme von Marta del Fabbro gelegentlich mit grauen Kitteln ergänzt (für die Mannen des Grafen Luna) und die Frauen bekamen weiße Kittel – und Manrico hatte einen roten Schal – von diesem Farbenrausch wurde man geradezu geblendet. Für Italien waren diese Kittel aber erstaunlich wenig kleidsam. Natürlich wurde diese Ästhetik nicht durch allzu viel Aktion auf der Bühne gestört. Eine Art Bewegungschor, Mimi genannt, tat in Zeitlupe noch irgendwelche Dinge, die man nicht unbedingt verstand und die auch reichlich überflüssig waren. Mit Banalitäten wie irgendeiner Art von Handlung gab sich die Regie nicht ab, dafür wurden Aktionen einstudiert, wie: der Herrenchor bindet sich die Schuhe. Und dann mußte natürlich noch die männliche Brutalität herausgestellt werden. Dazu hat man zwei Nonnen über die Bühne gejagt. Und ganz dramatisch: die Mannen des Manrico tauchen mit Armbrüsten auf. Wenn solche Geschichten wenigsten gut geprobt gewesen wären, als sie waren so zaghaft ausgeführt, daß sie wenig glaubhaft waren. Mit den Solisten scheint sich die Regie nicht sonderlich beschäftigt zu haben. Das nicht vorhandene Bühnenbild von Marco Rossi beschränkte sich auf ein paar Stufen, die man herumfahren konnte. Immerhin hatte Lichtgestalter Giuseppe Ruggiero ein paar nette Einfälle auf Anfang. Das Regiekonzept sollte wohl eine altgriechische Tragödie assoziieren. Entsprechend bedeutungsschwer mimten die Mimi. Von den Solisten hielt sich aber einzig Dinara Alieva an dieses Konzept. Das ging also ziemlich daneben.

Wäre nicht die schöne Musik von Verdi, man hätte diese Langeweile nicht ausgehalten.

Klaus J. Loderer


30. Oktober 2016

Teatro Regio Parma

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