Beethovens "Fidelio" – Oper Stuttgart – 2015

„Fidelio“ im Opernhaus Stuttgart 

Musikalisch unter dem Dirigat von Sylvain Cambreling wenigstens gut dirigiert mit gutem Staatsorchester und gutem Opernchor ist die Produktion von Beethovens „Fidelio“. Michael König hat sich als Florestan wacker geschlagen, Rebecca von Lipinski war als Leonore entweder kaum zu hören oder recht schrill. Die Inszenierung bot wenig. Im ersten Akt schnitt man von rechts kommende Pappkartons auf, klebte sie wieder zu und brachte sie nach hinten, Marzelline putzte. Soldaten und Gefangene waren identisch. Im Kerker Florestans war es wenigstens mal dunkel. Fällt eigentlich niemand etwas anderes ein, als das unglaubwürdige in-der-Erde-graben? Am Ende entpuppte sich ein in der Mitte der Bühne stehender Würfel als Garage, in der die Stasi-Akten geschreddert wurden. Das Zentrum der Inszenierung von Jossi Wieder und Sergio Morabito nahm aber die Übermittelung ein, die markant und mächtig im Zentrum der Bühnenöffnung hing und alle Blicke auf sich zog. Um ihre Bedeutung noch zu unterstützen, wurde auch nicht der Satz eingeblendet, der gerade gesungen wurde, nein, erst wenn der Sänger eine Phrase gesungen hatte, begann er Text Buchstabe für Buchstabe aufzutauchen (wenn der Sänger eigentlich schon beim nächsten Satz war). Dass da jemand gewissermaßen mitprotokollierte, ist ja ein netter Gag, hat aber leider den Nachteil, daß man dann gar nicht mehr zuhörte, sondern nur noch mitlas. Und um die Bedeutung des gesprochenen Textes (übrigens ganz vollständig) noch zu erhöhen, wurde er von Lautsprechern verstärkt (die ganz Bühne wurde von von der Decke hängenden Mikrophonen abgehört). Letztlich aber dann doch nur öde Langeweile.

Klaus J. Loderer

Besuchte Vorstellung: 15. November 2015

Oper Stuttgart

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