Erich Wolfgang Korngolds Oper „Die tote Stadt“ – Wiener Staatsoper – 2017
Der Salon löst sich auf
„Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold an der Wiener Staatsoper
Erst am Ende bemerkt der Zuschauer, daß die
eigentliche Handlung von Erich Wolfgangs Korngolds Oper „Die tote Stadt“
überhaupt nicht stattgefunden hat, sondern nur ein Alptraum war. Zur
Verdeutlichung dieser surrealen Szenerie lässt Bühnenbildner Wolfgang Gussmann
in Willy Deckers Inszenierung an der Wiener Staatsoper den riesigen Salon der
ersten Szene in heftige Schieflache geraten
und sich mehr oder minder auflösen. Im Hintergrund taucht derselbe Salon
verkleinert noch einmal auf als Spielfläche für die weiß gekleidete
Komödiantentruppe. Das Porträt von Marie, der verstorbenen Frau der Hauptfigur
Paul, spielt eine wichtige Rolle in der Inszenierung. Am Anfang lehnt es groß
rechts an der Wand und liegt in Teile zerlegt auf dem Parkettfußboden, später
bildet es vervielfacht den Bühnenhintergrund. Viele solch eindrückliche Bilder
entfaltet Gussman im Laufe der Oper. Sehr wirkungsvoll die schemenhaft
dahinwallende Heiligblutprozession im Hintergrund.
Wunderbar sang Camilla Nylund, die als Tänzerin
Marietta – das Ebenbild der verstorbenen Marie – über die Bühne schwebte,
tänzelte und kokettierte und brilliant in der Höhe die schwierige Partie mit
großer Eleganz meisterte. Ebenfalls erfreulich sang Adrian Eröd den Frank, ein
sehr eleganter Anblick. Für den erkrankten Klaus Florian Vogt sprang Herbert
Lippert als Paul ein, war aber doch etwas überfordert. Sehr fein dirigierte
Mikko Franck das Orchester der Wiener Staatsoper.
Klaus J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 9. Januar 2017
Wiener Staatsoper
Kommentare
Kommentar veröffentlichen