Don Carlo – Düsseldorf – 2016

Das Bett auf der Bühne 

Verdis „Don Carlo“ in Düsseldorf 


Für die Neuinszenierung von Verdis Don Carlo an der Deutschen Oper am Rhein zu Düsseldorf errichtete Bühnenbildner eine goldene Diamantquadergruft, in deren Zentrum sich Regisseur Guy Joosten ein Bett stellen ließ. Zu Beginn ist es das Bett des Infanten, in dem noch ein Mönch liegt (eine Reminiszenz an eine Geschichte des echten Don Carlo, dem man als Jüngling zu Zwecken der Genesung einen toten Mönch ins Bett gelegt hatte). In der nächsten Szene wurde das Bett größer und es tummeln sich die Hofdamen der Königin darauf. So hübsch bunt die Kostüme der Hofdamen auch waren, Eva Krämer hatte sich doch leicht vergriffen, denn was man da sah, war die Ausstattung eines Pariser Bordells des 19. Jahrhunderts. Warum die Hofdamen Prostitutierte waren, erschloss sich nicht aus der Inszenierung. Später war das Bett dann das Ehebett von König und Königin. Allerdings wirkt der dritte Akt etwas eigentümlich, wenn die Königin während den Monologs des Königs im gemeinsamen Bett liegt und dieses nur verlassen muss, damit sie später wieder hereinstürmen kann. Das erschließt sich alles nicht so richtig. Leider blieb das Regiekonzept insofern nicht konsequent, als man in der letzten Szene das Bett hätte gebrauchen können – da war es dann aber durch ein Grabmal ersetzt. Denn hätte in dieser Szene Don Carlo wirklich mit Elisabetta im Bett herumgemacht, hätte sich auch sofort erschlossen, warum der König wutentbrannt seinen Sohn erschießt. Insgesamt eine eher statische Inszenierung, bei der man heftig mit der Langeweile kämpft, auch wenn sich der Diamantquaderraum mit hinab- und hinaufschwebenden Wandstücken immer wieder verändert. Musikalisch insbesondere in den Männerrollen sehr gut besetzt, so Adrian Sâmpetrean als Filippo II., Laimonas Pautienius als Post und Sami Luttinnen als Großinquisitor. Als Königin war Barbara Haveman eingesprungen.


Klaus J. Loderer

Besuchte Vorstellung: 3. März 2016

Opernhaus Düsseldorf

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Skandal: Enrico Caruso und die spektakuläre Trennung von Ada Giachetti

Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt

Buchbesprechung: Paul Abraham, der tragische König der Operette – eine Biographie von Klaus Waller