Die Friedenstaube – Ausstellung – Albertina Wien
Die Friedenstaube
Ausstellung »Picasso – Frieden und Freiheit« an der Albertina in Wien
Die Albertina in Wien macht immer wieder mit
spektakulären Ausstellung auf sich aufmerksam. Nun widmet sich das Museum
Picasso. Trotzdem dieser Ausnahmekünstler des 20. Jahrhunderts in den letzten
Jahren mit vielen Ausstellungen gewürdigt wurde und man meinen könnte, das
Thema sei abgegrast, schafft es die Albertina doch, sich Picasso von einer
Seite zu nähern, die einen neuen Blick auf das Werk wirft. Der politische
Aspekt im Werk Picassos ist es, mit dem die Kuratorin der Ausstellung, die
englische Kunsthistorikerin Lynda Morris, die Grundlage für die Ausstellung
legte.
Eines der zentralen Motive der Ausstellung ist
die Friedenstaube. Picasso zeichnete und malte Tauben in einer Vielzahl von
Variationen. Durch die Verwendung einer Taube mit Ölzweig für ein Plakat wurde
das Motiv 1949 überaus populär. Sie wurde zum internationalen Zeichen der
Friedensbewegung und zum Symbol der Hoffnung im Kalten Krieg. Die Ausstellung
zeigt eine Vielzahl von Beispielen aus Picassos Werk und stellt dieses Motiv
dem politischen Leben Picassos gegenüber. Zeitungsseiten und Plakate zeugen von
seinem Engagement für die kommunistische Partei, deren Mitglied er ab 1944 in
Frankreich war. Viele Werke Picassos dienten ausdrücklich Propagandazwecken für
die kommunistische Sache und die Friedensbewegung.
Picassos Engagement für die kommunistische
Partei ist dabei vor allem als Reaktion auf den spanischen Bürgerkrieg und die
Franco-Herrschaft zu verstehen. Schon mit seinem Bild »Guernica« demonstrierte
er gegen faschistische Greuel. »Das Leichenhaus«, mit dem die Ausstellung in
der Albertina beginnt, zeigt die Ermordung einer republikanischen Familie. Eine
der Grundideen der Ausstellung ist, dass Picasso mit vielen seiner Bilder auf
unmittelbar vorangegangene politische Ereignisse reagierte. Die These der
Ausstellung ist, dass dies besonders bei den Paraphrasen klassischer Gemälde
der Fall ist. So bezieht sich Picasso mit einer ganzen Reihe von Bildern auf
bekannte Werke der Kunstgeschichte: das »Frühstück im Grünen« von Manet oder
»Las Meninas« von Velázquez. Die Ausstellung vermittelt überzeugend, wie
Picasso mit seinen Paraphrasen von »Raub der Sabinerinnen« 1962 auf die
Blockade Kubas durch die USA und mit »Die Frauen von Algier« auf den
algerischen Unabhängigkeitskrieg.
Hochrangig sind die Leihgaben,
die in der Albertina vereinigt sind. Die Vergleichsmöglichkeiten zwischen
inhaltlich zusammengehörenden Bildern sind so wunderbar gegeben. Bemerkenswert
ist auch die Gestaltung der Ausstellung. Wandgroße Fotos illustrieren den
zeitgenössischen Hintergrund zu den Bildern Picassos, verweisen auf
Inspirationen oder politische Umstände. Im Zentrum der Ausstellung steht eine
Art Medienregal, in dem die Besucher nicht nur Informationen zu Picassos
Biographie und die Friedenskonferenzen finden, sondern auch originale Zeitungen
(mit Picasso-Illustrationen) und Filme anschauen können. So wird der heute
vielleicht in Vergessenheit geratene politische Hintergrund dieser Zeit
anschaulich.
Klaus
J. Loderer
2010
Albertina Wien
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