Buchbesprechung Der schöne Tod in Wien
Buchbesprechung
Der schöne Tod in Wien
Friedhöfe, Grüfte, Begräbnisstätten
Der Wiener Zentralfriedhof ist nicht zuletzt seit
dem Filmklassiker »Der dritte Mann« sicherlich einer der berühmtesten Friedhöfe
überhaupt. Aber auch ansonsten sind Wiener Friedhöfe und Bestattungswesen von
Legenden umweht. Wie wichtig eine »schöne Leich« ist, zeigt sich nicht zuletzt
daran, dass von den Bestattungen der berühmten Wiener irgendwie immer
Beschreibungen des Begräbnisses vorliegen. Und wenn nicht, ist der Fall umso
mysteriöser. Und dann ist da natürlich noch der den Wienern unterstellte Hang
zur Morbidität.
Der Geschichte der Wiener Friedhöfe widmet sich ein
neuer Band von Isabella Ackerl und Ingeborg Schödl. Der Fotograf Robert Bouchal
lieferte die brillanten Fotos zur Illustration des Bands.
Natürlich spürt das Buch den Gräbern verschiedener
Berühmtheiten nach, die nicht alle auf dem Zentralfriedhof liegen. Gustav
Mahler liegt etwa im Grinzinger Friedhof und der Hofzuckerbäcker Demel im
Dornbacher Friedhof. Haydn wurde auf dem Hundsturmer Friedhof bestattet. Dieser
wurde allerdings aufgelassen und in eine Parkanlage verwandelt, die heute den
Namen Haydnpark trägt. Der Grabstein ist immerhin noch vorhanden. Auch der
Währinger Ostfriedhof existiert nicht mehr. Er bot immerhin Franz Schubert und
Ludwig van Beethoven die letzte Ruhestätte. Auf Beethovens Beisetzung geht Isabella
Ackerl ausführlich ein. Die Grünanlage nennt sich heute Schubertpark und
besitzt einen Gräberhain für die schönsten Grabsteine. Eine Besonderheit ist
der Friedhof der Namenlosen für die nicht identifizierbaren Leichen, die die
Donau am Alberner Hafen anschwemmte. Die Leichen von Selbstmördern durften
nicht in geweihter Erde bestattet werden, so entstand dieser besondere
Friedhof, der von den Schicksalen der kleinen Leute kündet. Auch auf die
jüdischen Friedhöfe geht das Buch. Nicht vergessen werden auch die
Soldatenfriedhöfe.
Für die Leser geht das Buch aber auch
Entdeckungsreise unter den Kirchen Wiens, die zum Teil große Grüfte besitzen.
Berühmt sind die Begräbnisstätten für die Habsburger in der Kapuzinergruft und
die für ihre Innereien. Aber auch Stephansdom, Franziskanerkirche und
Jesuitenkirche besitzen große Grüfte.
Ein besonderer Friedhof bildet den Abschluss des
Bands. Genauer handelt es sich weniger um einen Friedhof als um ein privates
Heldenmonument. Der wohlhabende Privatier und ehemalige Heereslieferant Joseph
Gottfried Pargfrieder ließ bei Stockerau ein Ehrenmal für die kaiserliche Armee
errichten, dessen Zentrum das Grab des Feldmarschalls Radetzky wurde.
So bildet der Band einen schönen Überblick zu den
Friedhöfen und Begräbnisstätten in Wien und liefert auch viele Informationen
zur Geschichte des Bestattungswesens.
Klaus J. Loderer
Der schöne Tod in Wien
Friedhöfe, Grüfte, Begräbnisstätten
Isabella Ackerl, Robert Bouchal, Ingeborg Schödl
Pichler Verl. Wien 2008
ISBN 978-3-85431-471-4
165 S., zahlr. Ill.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen