"Daphne" von Richard Strauss – Staatsoper Hamburg – 2017
Daphne im Dirndl
Richard Strauss‘ „Daphne“ an der Staatsoper Hamburg
Aus der Antike holt die Hamburger
Daphne-Inszenierung das Stück in die bayerische Volkstümlichkeit der 1930er
Jahre – also in die Entstehungszeit von Richard Strauss‘ einaktiger Oper. Ein
schräger Bretterboden, Blumentöpfe und eine Bretterwand, dazu Dirndl und
Krachlederne und viele Bierkrüge. Ein Biergarten scheint sich hinter der
Bretterwand zu verbergen. Daphne ist Wirtstochter und Bedienung. Und natürlich
traumatisiert. Von den bösen Männern? Die bösen Männer waschen sich mit nacktem
Oberkörper und necken sich lieber gegenseitig. Daphne tröstet sich ihren
Blumentöpfen. Eigentlich soll es ja ein Baum sein, aber ein solcher taucht im
Bühnenbild von Annette Kurz nicht auf. Alle zieht es durch ein Schwingtür
hinter die Bretterwand. Nur Daphne rennt immer wieder heraus. Ihr Festdirndl
möchte sie nicht anziehen. Hier wird sie dann von Leukippos erwischt, der ihr
den Hof macht. Zum ausgelassenen Fest, aus dem Regisseur Christof Loy schon
eher eine Orgie macht, taucht dann noch ein unbekannter Schäfer auf. Es ist der
verkleidete Gott Apollo. Das Fest nimmt dann einen unglücklichen Ausgang. In
der Loy-Inszenierung ersticht Daphne selbst den im Dirndl verkleideten
Leukippos, Apollo verschwindet irgendwie aus der Handlung. Und statt sich in
einen Lorbeer zu verwandeln, wird Daphne während der lang ausgebreiteten
Schlussmusik dann einfach von der Polizei verhaftet. Und dann passiert während
der lang ausgebreiteten Schlussmusik einfach nichts mehr.
Breit ausladend dirigiert Michael Boder das
Philharmonische Staatsorchester. Eric Cuttlers Tenor meistert den Apollo gut.
Auch Peter Lodahl singt den Leukippos schön. Allerdings macht Sara Jakubiak aus
Daphnes Schöngesang leider ein unendlich hysterisches Gekeife, was sehr bedauerlich
ist.
Klaus J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 7. März 2017
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