Ausstellung »Die Medici« – Mannheim – 2013

In einem Grab in Florenz fand man die Kurfürstenkrone

Ausstellung »Die Medici, Menschen, Macht und Leidenschaft« in Mannheim

Mit einer Sensation können die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim aufwarten. Fand man doch bei der Öffnung des Sargs einer pfälzischen Kurfürstengattin in Florenz die einzige existierende pfälzische Kurfürstenkrone. Anna Maria Luisa (1667-1743), Tochter des letzten Medici, des Großherzogs Cosimo III., heiratete 1691 den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz. Nach ihrem Tod wurde sie in der Familiengruft der Medici bei der Kirche San Lorenzo in Florenz beigesetzt – gekrönt mit der pfälzischen Kurfürstenkrone. Mit Anna Maria Luisa ging die Dynastie der Medici zu Ende. Da sie keine Kinder hatte, vermachte sie vertraglich alle Kunstschätze der Medici nach ihrem Tod der Stadt Florenz. So blieb etwa die berühmte Kunstsammlung der Uffizien bis heute in Florenz.
Bei der Untersuchung des Sargs wurde nun die Krone entdeckt. Mit moderner Technik wurde der Inhalt des Sargs vorsichtig eingescannt. Mit einem 3D-Druck wurde der Schädel samt Krone dann wieder zum Modell geformt. So wird er in der Mannheimer Ausstellung präsentiert. Außerdem rekonstruierten der Juwelier und Schmuckdesigner Georg Hornemann aus Düsseldorf und das Atelier für Textilrestaurierung der Reiss-Engelhorn-Museen die Krone, die nun in neuem Glanz erstrahlt.


Papiergewand der belgischen Künstlerin Isabelle de Borchgrave für Kurfürstin Anna Maria Luisa 

Aber auch noch auf ganz andere Art und Weise wird die letzte Medici gewürdigt. Die belgische Künstlerin fertigte für die Mannheimer Medici-Ausstellung das Gewand der letzten Kurfürstin Anna Maria Luisa als Papiergewand. Als Vorbild diente ein Porträt der Kurfürstin aus den Beständen der Reiss-Engelhorn-Museen. Rund sechs Wochen lang arbeitete die Künstlerin mit viel Sorgfalt und Aufwand an dem blauen Gewand und dem mit Hermelin besetzten roten Kurfürstenmantel.

Die Mannheimer Ausstellung widmet sich in ihrer Ausstellung der legendären Familie de’ Medici. Jedes Mitglied wird eigens vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk legt die Ausstellung auf die Krankheitsgeschichte, hat man doch mehrere Särge untersucht und dabei zahlreiche neue Erkenntnisse zu den Leiden der Familienmitglieder gewonnen. Viele Mythen wurden damit zu Fall gebracht. Andere zeitgenössische Krankenbefunde wurden dabei bestätigt. Um dies dem Ausstellungsbesucher zu verdeutlichen kann man neben dem Originalporträt einen Bildschirm finden, auf dem die Krankenbefunde auf dem Porträt lokalisiert werden. Bei Giuliano de’ Medici ist dies ein grausiger Befund, wurde er doch 1478 im Dom zu Florenz ermordet. Er viel einer Verschwörung gegen seinen Bruder Lorenzo den Prächtigen zum Opfer. Dreizehn Verletzungen fand man am Skelett Giulianos und zeigt sie uns. Sogar die Art der Waffe konnte rekonstruiert werden, sie hatte eine 35 Millimeter breite Klinge. Einen entsprechenden Dolch, wie ihn Landsknechte trugen, führt man gleich mit vor.

Man erzählt in der Ausstellung von körperlichen Gebrechen, aber auch von Morden und Intrigen. So hangelt sich die Ausstellung durch den Stammbaum der Medici, erläutert uns den Aufstieg einer Bankiersfamilie in Florenz. Die Ausstellung beginnt mit Giovanni di Bicci (1360-1429), dem Gründer der Dynastie. Man findet als Exponat das von Cosimo il Vecchio geführte Buch mit dem Verzeichnis der schwarzen Konten der Medici-Bank. Berühmt als Kunstmäzen war Cosimo der Prächtige. Sein Sohn Giovanni wurde im Alter von dreizehn Jahren Kardinal und schließlich 1513 Papst. Das Pontifikat von Leo X. ist als eine Zeit des regen Ablasshandels berühmt. Sein Nachfolger wurde sein Vetter Giulio, der 1523 Papst wurde und den Namen Clemens VII. annahm. Von ihm zeigt die Ausstellung ein Rasierbesteck. Überhaupt hat die Ausstellung zu allen Familienmitgliedern passende Exponate zu bieten, Dinge aus deren Besitz oder passende Vergleichsobjekte. Und immer wieder sind die Querverweise zu Künstlern interessant oder der zum Astronomen Galileo Galilei. Die Medici-Päpste sorgten auch für die weitere politische Karriere der Familie. Nach dem Tod Cosimos war die Familie aus Florenz vertrieben worden und kehrte erst 1512 zurück. Alessandro il Moro wurde 1530 von Kaiser Karl V. zum Herzog von Florenz ernannt. Doch starb mit seiner Ermordung auch die ältere Linie der Familie aus. Cosimo aus der jüngeren Linie wurde schließlich vom Papst zum Großherzog der Toskana erhoben. Mit dem Tod Cosimos III. starb auch diese Linie im Mannesstamm aus. Mit seiner nach Mannheim verheirateten Tochter endet die Mannheimer Ausstellung.

Klaus J. Loderer
Bis 28. Juni 2013
Reiß-Engelhorn-Museen Mannheim

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