Ausstellung 80 x 80 – Stuttgart – 2014
80 x 80 – alles achtzig mal achtzig
Ausstellung der siebenbürgischen Künstlergruppe TAG in Stuttgart
Es ist das quadratische Bildmaß, das die Gemeinsamkeit
der Ausstellung darstellt. Achtzig auf achtzig Zentimeter ist das Format aller
Kunstwerke, die im Mai im ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart zu sehen
waren. Ansonsten sind die Bilder in Technik wie in Darstellungsweise ziemlich
unterschiedlich, stammen sie doch von neun verschiedenen Künstlern aus
Siebenbürgen. István Bodó hat für die siebenbürgische Künstlergruppe TAG
(Transylvanian Art Group), die nach Brüssel nun auch in Stuttgart zu sehen war,
eine Wanderausstellung konzipiert. Bei der Ausstellungseröffnung am 9. Mai begrüßte UKI-Direktor Tamás Szalay die Gäste. Die Gruppe TAG ist eine
Gemeinschaft ungarischer Künstler in Szeklerburg in Rumänien. Szeklerburg
(ungarisch Csíkszereda, rumänisch Miercurea Ciuc) liegt im Osten Siebenbürgens
und ist mit 42000 Einwohnern das Zentrum des Kreises Hargita. Mehr als 80
Prozent der Einwohner sind Ungarn. Die Ausstellung vermittelt einen
interessanten Eindruck in die vielfältige Kunstszene der Stadt. Die meisten der
Künstler fanden für ihre künstlerische Arbeit schon durch ihren Besuch des István-Nagy-Kunstlyzeums
der Stadt eine gute Grundlage. Einige der Künstler sind heute dort als Lehrer
tätig.
Elemér Bartis: Mind stimulation (Linolschnitt)
Zsuzsanna Bíró erläuterte bei der Eröffnung in
Stuttgart die Konzeption der Ausstellung. Dabei stand sie vor den eigenen
Bildern. Und diese zählten zu den bemerkenswertesten der Ausstellung. Die drei
Bilder, in denen sich Zsuzsanna Bíró ganz aktuell mit den Demonstrationen in
der Ukraine auseinandersetzt, können zwar auch für sich stehen, bilden zusammen
aber ein Triptychon der Gewalt. Gruppen von Demonstranten (in farbenfroher
individueller Vielfalt) stehen bewaffnete Truppen (eine uniforme schwarze
Masse) gegenüber. Bíró wurde 1982 in Szeklerburg geboren und besuchte dort das
Kunst-Lyzeum. Nach dem Kunststudium in Temesvár wurde sie Lehrerin am Lyzeum in
Szeklerburg. Sie war bereits an zahlreichen TAG-Ausstellungen beteiligt und
hatte 2011 eine Einzelausstellung in Budapest.
Der ebenfalls in Szeklerburg geborene Elemér
Bartis studierte Kunst in Klausenburg. Er ist in der Ausstellung mit drei
Linolschnitt-Arbeiten vertreten, in denen er geradezu aberwitzige Maschinen
konstruiert. Deren altmodisch anmutende Zahnräder werden zwar von Menschen
angetrieben, nehmen aber umgekehrt Einfluss auf das menschliche Wesen, die so
zu Maschinenwesen mutieren.
István Csillág, 1976 in Seklerburg geboren,
arbeitete nach dem Grafikstudium in Temeswar als Werbegrafiker, als
Buchillustrator und als Lehrer am Kunstlyzeum in Szeklerburg. Durch den fast
völligen Verzicht auf Farben und die Konzentration auf Grautöne wirken die Arbeiten
auf den ersten Blick grafisch. Zudem sind sie oft mit handschriftlichen Texten
unterlegt.
Diese Arbeiten kontrastieren mit den
farbenfrohen Werken von Imre Kovács mit flächigem Farbauftrag. Sein Bild
»Népdal« (Volkslied). Als rote Silhouetten erkennt man einen Sänger und einen
Bassisten, zwischen denen eine Aura goldener Musikblitze lodert. Markant ist
der Kalt-Warm-Kontrast zwischen den türkisen und feuerroten Flächen. Der 1975
in Szeklerburg geborene Imre Kovács arbeitet als Grafiker und Zeichenlehrer.
Mit Batiktechnik befasst sich Imola Csillag, die
1876 in Sächsisch-Regen (Szászrégen) geboren wurde. Das Thema eines
farbenfrohen Herbstwaldes spiegelt sich immer wieder in ihren Arbeiten wider,
etwa in »Színjáték« (Farbenspiel).
Puppenhaft stilisiert sind die Figuren von Barna
Fazekas, der nach dem Studium in Temeswar in Szeged und Löwen in Belgien als
Werbegrafiker gearbeitet hat. In »Álom III« (Traum III) scheint eine
auseinanderbrechende Frauenfigur mit langen wehenden Haaren der Sonne entgegenzufliegen.
In einem anderen Bild scheint sie in wilder Drehung abzustürzen.
Die wilden farbenfrohen Bewegungen des 1975
geborenen Gyula Vorzsák scheinen auf den ersten Blick abstrakte Farbspiele zu
sein. Doch kann man in dem Bild »Tánc IV« (Tanz IV) die ungestümen Drehungen
tanzender Figuren erkennen. Das kalte Blau auf gelbem Grund erzeugt eine
aggressive Stimmung, die überleitet zum Bild »Küzdelem« (Kampf).
Da stimmen der einen grünenden Baum beschützende
Regenschirm und der eine ganze Stadt aufnehmende Wal des 1976 in
Szilágynagyfalu geborenen Zágon Szentes versöhnlicher.
Klaus J. Loderer
2014
Ungarisches Kulturinstitut Stuttgart
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