Ariodante – Amsterdam – 2016

Händels „Ariodante“ in Amsterdam 

Eine sehr schöne Produktion: „Ariodante“ von Georg Friedrich Händel in Amsterdam. Musikalisch sehr schön unter der Leitung von Andrea Marcon. Sarah Connolly war ein wunderbarer Ariodante. Nicht minder gut Anett Fritsch als Ginevra und Sandrine Piau als Dalinda. Im Bühnenbild von Ultz sah man drei Zimmer eines Hauses in Schottland (da spielt die Geschichte übrigens auch – allerdings im Mittelalter), links die Küche mit groben Steinen, in der Mitte der größte Raum mit langem Tisch und rechts das Zimmer von Ginevra mit Blumentapete. Da die Zwischenwände weggelassen wurden, hatte man einen guten Einblick. Trotzdem gab es Türklinken, die anzeigten, ob eine Tür offen oder gerade geschlossen ist. Mit diesen Räumen ging Regisseur Richard Jones sehr geschickt um und zauberte eine ergreifende Geschichte auf die Bühne um Ginevra, die Ariodante liebt, der sich dann aber wegen einer Intrige von Polinesso ins Meer zu stürzen versucht. Aus dem Herzog Polinesso wurde hier ein lüsterner Pfarrer, der hinter Ginevra her ist, durch eine Intrige ihren Ruf ruiniert und dann als Retter auftritt, aber von Ariodantes Bruder zur Strecke gebracht wird. Der Chor spielt den schottischen Clan, der zuerst brav in der Bibelstunde sitzt und in drei Szenen mit Puppen sich die Zukunft von Ginevra ausmalt: im ersten Akt Hochzeit und Kindersegen mit Ariodante und im zweiten Akt die gefallene und verstoßene Ginevra, die als Anhalterin in die Stadt fährt und dort zur Stripperin wird. Im dritten Akt wird die Hochzeit-Kindersegens-Szene wiederholt, parallel dazu nimmt aber nun Ginevra ihr Schicksal selbst in die Hand, bricht aus der Landgesellschaft aus, nimmt ihren Koffer und stellt sich als Anhalterin an den Bühnenrand. Das ist natürlich eine Zutat der Inszenierung. Eigentlich sieht die Oper ein Happy End vor.

Klaus J. Loderer

Besuchte Vorstellung: 29. Januar 2016

Nationale Opera Amsterdam

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