Ariadne auf Naxos – Oper Stuttgart – 2015

Golden Girls im königlichen Hoftheater 

In der Oper „Ariadne auf Naxos“ werden in Stuttgart die Akte getauscht 

Golden Girls im königlichen Hoftheater – so könnte man „Ariadne auf Naxos“ am Staatstheater Stuttgart überschreiben – zumindest die eigentliche Oper, für deren Bühnenbild Anna Viebrock Innenraummotive des alten Kleinen Hauses, in dem die Oper übrigens 1912 uraufgeführt wurde, verwandte. Das Vorspiel spielte man erstmals als Nachspiel (die Dramaturgin erläuterte vor Beginn die dramaturgische Problematik des Stücks), was nur deshalb nicht völlig idiotisch wirkte, weil man das Gesangspersonal die gesamte Bühnenfläche bestuhlen und dazu eben ohne jegliches Eingehen auf den Text singen ließ – das war nicht allzu spannend (die Dramaturgin, also nur eine Dramaturgin, denn das Stück wurde natürlich vom hauseigenen Chefdramaturgen betreut, erläuterte, daß man damit auf die Not der Theater aufmerksam machen wolle). Mag sein, dass man sich zu dieser Umstellung durch eine Textpassage „Das Nachspiel wird Vorspiel...“ inspirieren ließ. Die nun als erster Teil gespielte Oper sah mit den Foyermotiven hübsch aus. Die Handlung wirkte wie ein von der amerikanischen Fernsehserie Golden Girls inspirierter Zickenkrieg. Im zweiten Teil gab es als Handlung nur die Bestuhlung der freigeräumten Bühne, in deren Hintergrund man auf die Straße hinter dem Opernhaus schauen konnte. Gesang: unterirdisch schlecht – ein kreischendes Geschrei des gesamten Gesangspersonals, das in allen Partien völlig überfordert war. Gesungen hat eigentlich nur Michael Ebbecke als Musiklehrer.

Klaus J. Loderer

Besuchte Vorstellung: 16. Januar 2015
Oper Stuttgart

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