Antonín Dvoraks Oper „Rusalka“ – Staatsoper Hannover – 2015
Untote Wesen in einer gespenstigen Atmosphäre
Dieter Richter gestaltet Bühnenbild für „Rusalka“ von Antonín Dvorak an der Staatsoper Hannover
Ich war neugierig auf Dieter Richters Bühnenbild für „Rusalka“
an der Oper Hannover. Und ich wurde nicht entäuscht. Das Bühnenbild verbindet
auf geschickte Weise die Wasserwelt und das Schloss, indem es diese als zwei
Etagen eines Hauses versteht und mit einer Wendeltreppe verbindet. Man blickt
in einen düsteren Raum mit Betondecke und rohen Ziegelwänden. Eine Wendeltreppe
führt nach oben, wohin weiß man zu Beginn noch nicht. Ein Glaskasten mit Uhr
darauf, wie das Wartehäuschen in einem Bahnhof. Weiße Masken blicken von den
Wänden. Fahrbare Metallliegen erzeugen eine Krankenhausatmosphäre – oder jene
eines Leichenhauses. Es ist keine angenehme Welt, die wir hier sehen.
"Rusalka" an der Staatsoper Hannover Foto: Dieter Richter |
Dann das Schloss. Große Spitzbogenfenster belichten einen abgewetzten
Raum. Auch hier keine angenehme Atmosphäre. Im Zentrum führt eine Wendeltreppe
nach unten. Sie ist mit Gittern gesichert. Damit niemand hinabsteigt? Oder
damit niemand heraufkann? Man ahnt, darunter soll der andere Raum sein.
Natürlich war ich neugierig, ob die beiden Bühnenbilder tatsächlich
übereinander stehen. Nach der ersten Hälfte kam ich zum Schluss, das die beiden
Bilder wohl nur so aussehen sollen. Doch dann die Überraschung: die beiden
Räume stehen tatsächlich übereinander. Die Bühnenmaschinerie setzt sich in
Bewegung und wir können das Raumgefüge sehen. Der logische Zusammenhang ist
gewahrt. Beide Räume sind nun einige Zeit gleichzeitig bespielbar.
"Rusalka" an der Staatsoper Hannover Foto: Dieter Richter |
Terminiert ist die Handlung von Regisseur Dietrich W.
Hilsdorf am 31. März 1901. Warum? Das ist der Uraufführungstag der Oper. Statt
Nixen sind es hier untote Frauen, die in der Pathologie erwachen und dann blass
herumgeistern. Der Wassermann ist hier ein Taucher (der die Leichen aus dem
Wasser gezogen hat). Die Kostüme von Renate Schmitzer passen gut zur
Jahrhundertwende. Musikalisch hatte ich wenig erwartet und wurde dann angenehm
überrascht.
Der Tenor Richard Samek (Prinz) war eine ebenso positive
Überraschung wie Rebecca Davis (Rusalka) und Tobias Schnabel (Wassermann). Und
Khatuna Mikaberidze hatte genügend schauspielerisches Talent aus der Hexe
Jezibaba eine wirklich gruselige Rolle zu machen.
Klaus J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 20. November 2015
Opernhaus Hannover
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