American in Paris – Dominion Theatre London – 2107
Tanz durch die Galleries Lafayette
Musical „American in Paris“ in London
Am Montag gleich der nächste Musical-Besuch. Im Dominion Theatre läuft seit
einiger Zeit das nach dem berühmten Gene-Kelly-Film gestaltete Braodway-Musical
„An American in Paris“. In diesem Stück mit der wunderbaren Musik von George
Gershwin dominieren vor allem die Tanzszenen. Die Handlung dreht sich auch um
die Französin Lise, die sich als Ballett-Tänzerin bewirbt, und ihre drei
Verehrer, die auch noch miteinander befreundet sind, ohne zu wissen, daß sie
dieselbe Frau lieben. Die Handlung spielt in Paris nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Amerikaner Jerry bleibt nach seiner Zeit als Soldat in Paris hängen, möchte
lieber malen und trifft auf den Pianisten Adam und Franzosen Henri, der Sänger
werden möchte, während seine Eltern erwarten, daß er das Familienunternehmen
übernimmt. Und er trifft auf Lise, die die Verlobte von Henri ist, der sich
aber nicht traut, ihren einen Heiratsantrag zu machen. Dann gibt es noch die
reiche Amerikanerin Milo, die eine Ballett-Aufführung sponsert, für die Lise
als Primaballerina engagiert wird, Adam die Musik komponiert und Jerry das
Bühnenbild entwirft. Milo wirft natürlich ein Auge auf Jerry, der aber nur Lise
sieht, mit der er sich immer an der Seine trifft, um sie zu zeichnen. In der
entscheidenden Szenen unmittelbar vor der Balletturaufführung gesteht Lise
Milo, daß sie beim Tanzen keine Leidenschaft empfindet, da sieht sie ihr von
Jerry gezeichnetes Porträt und stellt sich beim Tanzen vor, daß Jerry ihr
Partner wäre. Von Henri lässt sie sich bei der anschließenden Premierenfeier
zwar noch gratulieren, doch dann rennt sie zu Jerry, der am Ufer der Seine auf
sie wartet.
Ich bewundere den Darsteller des Jerry Milligan. Dieser muß nicht nur tanzen –
und zwar nicht nicht nur Showtanz sondern auch richtig Ballett – und nach
schwierigen Tanznummern auch gleich noch singen und natürlich auch sprechen.
Liam Wrate machte hier eine gute Figur. Bei der Rolle der Lise (Kristen
McGarrity) dominiert vor allem der Tanz, etwa beim Casting im ersten Akt, der
Szene mit Jerry an der Seine und im großen Ballett. Henri (noch aus der
Premierenbesetzung: Haydn Oakley) hat seine große Nummer im zweiten Teil, wenn
er in einem Nachtclub seinen ersten Auftritt hat und sich in eine Karriere in
New York hineinträumt.
Diese Szene bietet eine geniale Verwandlung vom Pariser Nachtclub hin nach New
York, wenn von oben Bögen herunterfahren, die von der Spitze des Crysler
Buildings inspiriert sind und aus dem kleinen Nachtclubauftritt große Show mit
Chorus wird. Unmerklich muß sich Henri mitten in der Szene auch zwei Mal
umziehen.
Die Inszenierung lebt überhaupt von den unmerklichen Übergängen. Ohne
Unterbrechung gehen die Szenen ineinander über. Das ist recht geschickt gemacht
mit wechselnden Projektionen im Hintergrund, die Pariser Situationen zeigen,
Versatzstücken die von oben kommen und einer Reihe von beweglichen Elementen,
die schnell über die Bühne gefahren werden, und die Umbauten verdecken. Das
Ensemble trägt dann ganz spielerisch die Requisiten rein und raus. So wird aus
einer Straßenszene schnell ein Café, ein Zimmer im Ritz, ein Ballsaal etc.
Gesangsnummern sind eher spärlich verteilt. Im Vordergrund stehen eher die
Tanznummern. Und natürlich gibt es die großen Shownummern, etwa die köstliche
Szene in den Galleries Lafayette. Das Zentrum des zweiten Teils bildet das
Ballett, in der Lise die Hauptrolle tanzt (in gelbem Kleid). Der Kleiderwechsel
in das schwarze Kleid markiert den von Lise gefühlten Auftritt Jerrys. Eine
schöne Produktion.
Klaus J. Loderer
Besuchte Vorstellung: 21. August 2017
Dominion Theatre London
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