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Es werden Posts vom Mai, 2018 angezeigt.

Chansonprogramm: Tante Woo und Roman Who? mit Liedern von Udo Jürgens – 2018

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Vom Prinz und der Prinzessin, die auszogen, uns von Glück und Leid zu berichten  – Tante Woo und Roman Who? mit ihrem Programm „Udo für alle“ im Amadeus in Köln –  von Matthias Woehl Bitte eine Stunde vor Beginn des Konzerts da sein, es wird voll. Das wurde mir beim Bestellen der Karte bereits mitgeteilt. Das hieß eine Stunde warten, Zeit nachzudenken. Udo Jürgens, nicht unbedingt mein Œuvre. Erst vor drei Jahren, als ich einen halben Meter seiner CDs erbte, habe ich begonnen, mich näher mit seinem Schaffen zu befassen. Erstaunliches trat da für mich ans Tageslicht. Was werden die beiden aus seinem üppigen Repertoire aus Schlagern und Chansons wohl auswählen und wie wird man es darbieten? Beide Künstler kommen vom klassischen Gesang, Tante Woo ist Andreas Schmidt, Roman Who? der Bariton Roman Grübner. Ich will mich überraschen lassen, ich bin ja offen für Alles, Hauptsache es ist gut. Die Spannung steigt, Tusch, Ansage, es geht los.  Tante Woo und  Roman Who?, das Duo   And

Schwungvolle Operette: „Frau Luna“ von Paul Lincke – Theater Dortmund – 2018

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Berliner auf dem Mondscheinball  – Erik Petersen inszeniert Paul Linckes Operette „Frau Luna“ in Dortmund –   von Klaus J. Loderer Fritz sucht den Mann im Mond und findet Frau Luna. Der begehrtesten Frau des Universums zieht Fritzchen dann aber doch die Berliner Maid Marie vor, die von Prinz Sternschnuppe auf den Mond geholt wird, weil Frau Luna der einzige Himmelskörper ist, den er noch nicht hatte. Und jetzt kommt ihm dieser Fritz in die Quere. Dann angelt er sich aber doch Frau Pusebach, die dem Steuerbeamten Pannecke auf den Mond gefolgt ist. Und wen liebt dann am Ende noch mal Schneider Lämmermeier? Jedenfalls beschließen Frau Luna und ihr Haushofmeister Theophil, der auf einem Erdgang während einer Mondfinsternis sich mal mit Frau Pusebach vergnügt hat, am Ende, dass sie für Ehe und Treue nicht geeignet sind, das sei doch eher etwas für die da unten, also das Theaterpublikum. Noch klar, wer mit wem? Nicht? Macht nix. Operetten sind da ungefähr so einfach wie Barockopern.

Opernkritik: Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ – Staatsoper Hamburg – 2018

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Der Mutter Ehebruch ist die Ursache für des Holländers Leidens  – 75. Vorstellung von Wagners „Der fliegende Holländer“ in der Inszenierung von Marco Arturo Marelli an der Staatsoper Hamburg –  von Klaus J. Loderer Eine kleine Szene illustriert die Ouvertüre. Vor einem Haus am Wasser sitzt eine Frau mit ihrem Sohn. Sie faltet ihm ein Papierschiffchen. Das Kind spielt damit. Da kommt ein Mann herbei und lockt die Frau ins Haus. Sie vergnügen sich. Der Sohn pocht verzweifelt an die Tür und läuft schließlich davon. Nun wissen wir also, warum der Holländer so verzweifelt nach einer treuen Frau sucht. „Der fliegende Holländer“ an der Staatsoper Hamburg (frühere Besetzung) Foto: Brinkhoff-Mögenburg Die Staatsoper Hamburg hat kürzlich wieder die interessante Inszenierung von Marco Arturo Marelli aus dem Jahr 1996 für einige Vorstellungen ins Programm genommen. Es ist in Hamburg eine schöne Sache, dass immer wieder Produktionen aus früheren Jahren im Spielplan auftauchen

Verdis „Messa da Requiem“ szenisch – Staatsoper Hamburg – 2018

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Durch das Raster ins Licht  – Calixto Bieito inszeniert Verdis „Messa da Requiem“ an der Staatsoper Hamburg –  von Klaus J. Loderer Nett ist diese Musik nicht. Zwar von Verdi aber nicht so weich und fließend wie seine populären Arien. Nett ist die Musik im Monumentalwerk „Messa da Requiem“ wirklich nicht. Hart lässt Kevin John Edusei das Philharmonische Staatsorchester spielen. So brutal die Trommel wettert, so brutal benehmen sich die Menschen auf der Bühne. Insofern ist die „Messa da Requiem“ vordergründig das Idealstück für den Regisseur Calixto Bieito. Zwei Paare führt er uns vor, zwei Paare mit ihren Beziehungskisten oder mit ihrer Unfähigkeit, eine solche zu haben. Eine Frau zappelt verhaltensgestört herum (man leidet mit ihrem Mann), bis ihr Mann ihr eine wischt. Dann gibt es auch noch Kinder. Die sind dann plötzlich tot, was wohl als Familiendrama erscheinen soll. Dass alle irgendwie traumatisiert sind, ist eben die gerade übliche Modepsychose auf der Bühne. Die Kostüm

Filmkritik: „Maria by Callas“, ein Film von Tom Volf

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Maria Callas Foto: Fonds de Dotation Wir basteln uns eine neue Callas – angeblich neues Material ist längst bekannt – Vorpremiere von Tom Volfs Film „Maria by Callas“ im Programmkino  „Orfeos Erben“ in Frankfurt am Main –   von Matthias Woehl Ein „angeblich“ unveröffentlichtes Interview  mit Maria Callas lockt mich ins Kino! Vorpremiere des Films „Maria by Callas“, gar ein anschließendes Interview mit dem Regisseur. Mein Blut  in Wallung. Man lechzt ja förmlich nach neuem (altem) Material.  Doch als Petra Klaus, die Moderatorin des Abends, anfing zu sprechen, hätte ich sofort wieder gehen sollen. Sie erzählte, dass der Regisseur Tom Volf einer der absoluten Callas-Spezialisten sei, seit er sie 2013 (!) das erste Mal gehört habe. Hups, dachte ich, das ist keine lange Zeit. Seitdem hat er sogar drei Bücher über die Diva veröffentlicht, und eben jetzt diesen Film herausgebracht. Zweifel kommen auf. Doch dann die wichtige Information:  Regisseur Tom Volfs hat die Haushält

Buchbesprechung: Teatro Nacional de São Carlos, das Opernhaus von Lissabon

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Das Opernhaus von Lissabon  – Ein Buch über das Teatro São Carlos –  von Klaus J. Loderer Das Teatro São Carlos liegt versteckt in der Oberstadt von Lissabon. Man muss durch enge Gassen oder über Treppen den Berg hinaufsteigen oder man kurvt mit einer der altertümlich-charmanten Straßenbahnen hinauf. Oder man gelangt von der tief unter dem Berg fahrenden Metro über ein unendlich lang scheinendes Treppen- und Rolltreppensystem hinauf. Dann ist man mitten drin im charmanten Viertel Chiado. Immer wieder sieht man durch die schnurgerade verlaufenden engen Straßen auf den Tejo. Einige Theater kann man in der Oberstadt entdecken, das Teatro da Trindade, in dem auch einmal Opern gegeben wurde, das Teatro São Luiz und das Teatro Nacional de São Carlos. In diesem Theater spielt seit dem Ende des 18. Jahrhundert die Oper von Lissabon, seit beim großen Erdbeben das königliche Opernhaus am Tejo zerstört wurde. Schlicht ist das Teatro São Carlos äußerlich. Nur die Hauptfassade besitzt

Zwei historische Theater werden abgerissen: Komödie und Theater am Kurfürstendamm in Berlin

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Noch ... Tage bis zur Schließung – dann verliert Berlin zwei historische Theater  – Komödie und Theater am Kurfürstendamm in Berlin werden abgerissen –  von Klaus J. Loderer Am 27. Mai 2018 öffnet sich zum letzten Mal der Vorhang der Komödie am Kurfürstendamm für „Der Raub der Sabinerinnen“. Nach der Vorstellung wird sich der Vorhang für immer schließen. Im Theater am Kurfürstendamm ist sogar schon am 22. Mai Schluss. Die Theaterfamilie Wölffer wird die beiden Theater nach drei Generationen Theaterdirektion verlassen und im Herbst vorübergehend ins Schillertheater einziehen. Im neu entstehenden Ku’damm Karree soll wiederum ein Theater einziehen. Der Saal der Komödie am Kurfürstendamm mit seinem intimen Logenrund Foto: Thomas Grünholz Für die beiden Theater, in denen immerhin Schauspieler wie Kurt Goetz, Adele Sandrock, Marlene Dietrich, Heinz Rühmann, Curt Bois, Harald Juhnke, Günter Pfitzmann, Georg Thomalla auftraten, endet mit der Schließung und dem Abriss e

Opernkritik: „Capriccio“ an der Oper Frankfurt am Main – 2018

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„Du wolltest mit der Liebe paktieren, nun stehst Du selbst in Flammen“  – Brigitte Fassbaender inszeniert „Capriccio“ an der Oper Frankfurt am Main –   von Matthias Woehl Capriccio, eigentlich ein geniales, witziges und romantisches Konversationsstück über die Entstehung einer Oper, Liebeswirren in Künstler- und Adelskreisen, das am Ende mit der grandiosen Mondscheinmusik und einem wunderschönen Schlussgesang der Gräfin gekrönt wird. Lange wird in dem Stück, von den um die Gräfin buhlenden Dichter und dem Komponisten über die Wichtigkeit von Musik und Text diskutiert.  Dazu lassen Richard Strauss und Clemens Krauss, die den Text verfassten, köstliche Spitzen über die Welt des Theaters einfließen, und Strauss nimmt sich mit Zitaten sogar selbst auf den Arm. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz, denn die Gräfin spielt anfänglich nur mit der Liebe zu Flamand und Olivier, doch brennt sie am Ende lichterloh, und kann sich zwischen den Beiden nicht recht entscheiden. Alles ist da,

Opernkritik: „Capriccio“ von Richard Strauss – Oper Frankfurt – 2018

Kunstdispute im Wintergarten  Johannes Leiacker baut kühn perspektivisches Bühnenbild für „Capriccio“ von Richard Strauss an der Oper Frankfurt  von Klaus J. Loderer Mal wieder der gemalte Vorhang des Palais Garnier. Der ist toll. Der ist bombastisch. Der ist markant. Der zeigt eine geradezu aberwitzige Vorhangraffung. Und er ist der meistkopierte Vorhang der Welt. Und ich liebe ihn. Aber man sieht ihn inzwischen zu oft in Bühnenbildern. In der Oper Frankfurt am Main ist in prunkvollem Rot und Gold vor Beginn der Oper „Capriccio“ zu sehen und zeigt dem Publikum gleich, heute geht es nach Paris. Hinter dem Vorhang taucht dann allerdings nicht das Palais Garnier auf, sondern ein Wintergarten. „Capriccio“ spielt in der Regie von Brigitte Fassbaender nicht im 18. Jahrhundert sondern in den 1940er Jahren während der deutschen Besatzung von Paris – also in der Zeit der Uraufführung von „Capriccio“. An der Rückwand dieses von Bühnenbildner Johannes Leiacker stark perspektivisch gebau

Stadt und Land uneinig über Ersatzspielstätte für die Oper Stuttgart

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Die Opernhausrenovierung wird schon vor Beginn zur Opernhauskrise  Nun doch keine Ersatzspielstätte für Oper und Ballett im ehemaligen Paketpostamt am Rosensteinpark in Stuttgart – oder etwa doch?  – von Klaus J. Loderer –  Mit einem baldigen Beginn der Renovierung des Stuttgarter Opernhauses ist nun eventuell nicht mehr zu rechnen. Denn erst einmal bräuchte man eine Ersatzspielstätte für Oper und Ballett. Doch die Planungen für eine Ersatzspielstätte für Oper und Ballett sind vielleicht an den Anfang zurückgeworfen worden. Am 27. November 2017 hatten die baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer (Grüne) und der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) euphorisch das ehemalige Paketpostamt als Ersatzspielstätte verkündet. Und noch vor wenigen Wochen wischte Kuhn jegliche Kritik daran zu Seite: „Der Zug Richtung Paketpostamt ist abgefahren. Es gibt keinen Rückfahrschein.“ Der Zug ist zwar abgefahren aber Kuhn ließ ihn noch im