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Es werden Posts vom Januar, 2019 angezeigt.

Opernkritik: „Les contes d’Hoffmann“ (Hoffmanns Erzählungen) – Deutsche Oper Berlin – 2019

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Düstere Traumwelten  – Laurant Pellys Produktion von „Les contes d’Hoffmann“ (Hoffmanns Erzählungen) an der Deutschen Oper Berlin –  von Klaus J. Loderer Die Fassungsgeschichte von „Hoffmanns Erzählungen“ ist komplizierter denn je. Besonders am sog. Giulietta-Akt wurde in letzter Zeit intensiv nachkomponiert, verworfen und rekonstruiert. So ist dieser Akt inzwischen in fast jeder Aufführung der Oper mit einer Überraschung verbunden. Das ist auch in Berlin der Fall, wo man an der Deutschen Oper auf die 2003 in Lausanne erstmals aufgeführte Fassung von Michael Kaye und Jean-Christophe Keck zurückgreift. Der Giulietta-Akt bietet eine ganz ungewohnte Musik. Er beginnt wie üblich mit der Barkarole. Aber die berühmte Diamantenarie hat eine abgewandelte Melodie. Das Aktfinale ist dann völlig anders als gewohnt. „Les contes d’Hoffmann“  an der Deutschen Oper Berlin:  Alex Esposito (Lindorf) Foto: Bettina Stöß Düstere Traumwelten lässt die Inszenierung von Laurent Pelly

Opernkritik: Franz Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“ – Oper Dortmund – 2019

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Sachertorte schmeckt auch in China  – Toto stattet Franz Lehárs „Das Land des Lächelns“ am Opernhaus Dortmund opulent aus –  von Klaus J. Loderer Auf die scheiternde Liebesbeziehung konzentriert sich der Blick in Thomas Enzingers neuer Inszenierung von Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“ im Opernhaus Dortmund. Durch die Weglassung einiger komischer Passagen und der kompletten Streichung der Bufforolle des Obereunuchen tritt der tragische Charakter stärker in den Vordergrund. Für die Konzentration auf das Hauptpaar sorgt auch die Verdoppelung: ein Tänzerpaar in den Kostümen von Lisa und Sou-Chong deutet schon während der Ouvertüre pantomisch die Handlung an, während der chinesisch anmutenden Motive unterstützt von einem Tänzer und drei Tänzerinnen. Die fünf Tänzer untermalen während des ganzen Stücks die Handlung, verdeutlichen manchmal auch Wünsche und Sehnstüchte der Protagonisten (Choreographie Evamaria Mayer). Dazu gibt es viel China-Exotik. Wobei der Wien-Akt in Monarc

Premierenkritik: Keith Warners „Elektra“ von Richard Strauss – Badisches Staatstheater Karlsruhe – 2019

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Blutrausch im Museum  – Keith Warners „Elektra“ von Richard Strauss am Badisches Staatstheater Karlsruhe –  von Klaus J. Loderer Als tiefenpsychologische Metapher gestaltet der britische Regisseur Keith Warner die Oper „Elektra“, die Anja Kühnhold  am Badischen Staatstheater Karlsruhe  einstudiert hat, und verlegt die Geschichte  in ein Museum. Bühnenbildner Boris Kudlička hat dafür einen riesigen modernen Ausstellungsraum entworfen mit zahlreichen Vitrinen und einer Treppe zu einer oberen Galerie. Besucher schauen sich eine Ausstellung über Mykene an. Oben erkennt man die angebliche Goldmaske Agamemnons. Eine Familie gerät in Streit. Schließlich werden alle Besucher von den Aufsehern hinausgebeten. Während die Museumswärter von einem knutschenden Liebespaar abgelenkt sind, schleicht sich eine schwarz gekleidete Frau wieder herein. Im dunklen Museum aktiviert sie die Videoprojektion, die ein Eigenleben zu entwickeln scheint (Video Bartek Macias). Säulen schimmern auf. Die Anti

Opernkritik: Paul Abrahams Operette „Ball im Savoy“ – Staatstheater Nürnberg – 2019

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Im Separée mit Urwaldtapete  – Stefan Huber inszeniert spritzige Abraham-Operette „Ball im Savoy“ am Staatstheater Nürnberg –  von Klaus J. Loderer Staatstheater Nürnberg, „Ball im Savoy“:  Christoph Marti (Daisy Parker)  und Andreja Schneider (Mustapha Bei) Fotografin: Bettina Stöß Der Muselman von Welt trägt den Gebetsteppich als Einstecktuch im Sakko. Das kann man von Mustapha Bei lernen, zumindest bei der Nürnberger Ausgabe dieses türkischen Diplomaten, einer Figur in Paul Abrahams Operette „Ball im Savoy“. Darin spielt dieser Herr eine gewichtige Rolle als Erfinder von Ausreden dafür, wie man zum Ball im Savoy kommt, ohne dass die Ehefrau mitkommt. Doch ist dieser elegante Herr in rotem Samtsmoking mit Fes, der ein türkisch-deutsches Kauderwelsch daherbrabbelt und die Formulierung „große Sache, ganz große Sache“ liebt, in Wirklichkeit eine Frau.  Auf der Bühne stehen in dieser spritzigen Inszenierung von Stefan Huber nämlich die Geschwister Pfister. Und bei di

Opernkritik: Doppelabend „Die schöne Galathée“ und „Gianni Schicci“ – Staatsoperette Dresden – 2019

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Weiß und schwarz Doppelabend „Die schöne Galathée“ von Franz von Suppé und „Gianni Schicci“ von Giacomo Puccini an der Staatsoperette Dresden von Klaus J. Loderer Weiß und schwarz bilden nicht nur farbliche Kontraste, man verwendet sie auch zur Charakterisierung der Seele. So ist das auch an der Staatsoperette Dresden. So kontrastiert Franz von Suppés Operette „Die schöne Galathée“ mit Giaciomo Puccinis komischer Oper „Gianni Schicci“, die beide zu einem Opernabend zusammengefasst sind. In „Die schöne Galathée“ sind  nicht nur die Statuen antikisch weiß, sondern gleich das ganze Bühnenbild. Abgesehen davon, dass man durch viele Fenster in die arkadisch grüne Landschaft schaut. Den zweigeschossigen Raum mit Treppe verwendet Bühnenbildner Arne Walther scheinbar auch gleich für „Gianni Schicci“. Doch halt. Nun ist der Raum glänzend schwarz. Und ebenso schwarz ist die Geschichte, die sich Regisseur Axel Köhler dafür ausdenkt und mit der er diese komische Oper makaber überspitzt. D

Opernkritik: Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ – Anhaltisches Theater Dessau – 2019

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Freischütz ohne Freikugeln  – Saskia Kuhlmann nimmt Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ am Anhaltischen Theater Dessau das Geisterhafte –  von Klaus J. Loderer Musikalisch nimmt diese Aufführung sofort gefangen. Natürlich ist die Freischütz-Ouvertüre ein Reißer. Doch das liegt auch am Spiel der gut geprobten Anhaltischen Philharmonie Dessau. Auch die berüchtigten Hörner sind hier gut intoniert – ebenso bei den großen Einsätzen im Vorspiel zum zweiten Akt und im berühmten Jägerchor. Generalmusikdirektor Markus L. Frank dirigiert exakt. Mit leichter Hand lässt er die volksliedhaften Melodien tänzeln. Mit großer Geste darf das Orchester die romantische Dramatik ebenso wie die jubelnde Festlichkeit im Finale der Ouvertüre auskosten. „Der Freischütz“, Anhaltisches Theater Dessau: Ray M. Wade, Jr. (Max), KS Ulf Paulsen (Kaspar) Foto: Claudia Heysel Dass man mit Ray M. Wade Jr. einen wunderbaren Max einsetzt, trägt ebenfalls zum Gelingen der Aufführung bei. Dieser

Klein aber fein: Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ – Hamburger Kammeroper – 2019

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Bei Liebe glüht es rot  – Stefan Haufe gestaltet die Operette „Die lustige Witwe“ an der Hamburger Kammeroper im Alleetheater als intimes und kurzweiliges Kammerspiel –  von Klaus J. Loderer „Die lustige Witwe“ der Hamburger Kammeroper ist in der Regie von Stefan Haufe  kurzweilig und amüsant. Ettore Prandi sorgt für schmissige Musik.  Optisch bietet das Bühnenbild von Michael Haufe einen schönen Hintergrund und Barbara Hass spielt bei ihren Kostümen ironisch mit historischer Kleidung der 1920er-Jahre. Tom Wodak als Njegus Foto: Joachim Flügel Zwanzig Millionen – Tom Wodak lässt als Conferencier und Diener Njegus einen Sack demonstrativ auf die Bühne knallen. Das Publikum schreckt auf und weiß damit auch gleich, worum es in dieser Operette geht. Das ist dann aber auch schon die einzige harte Stelle in dieser Operette voller weich fließender Ohrwürmer. So wiegen sich Valencienne und Camille nicht nur singend, Natascha Dwulecki und der Richard Neugebauer flirten auch