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Es werden Posts vom Februar, 2018 angezeigt.

Opernkritik Wiederaufnahme Giuseppe Verdis „Un ballo in maschera“ (Ein Maskenball) – Deutsche Oper am Rhein – 2018

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Unter Wasserfallwandfresken  „Un ballo in maschera“ – Wiederaufnahme der Inszenierung von Stein Winge an der Deutschen Oper am Rhein  – von Klaus J. Loderer – Eine dynamisch diagonal in den Raum gestellte Wand dominiert das Bühnenbild der ersten Szene. In steiler Übereckperspektive steht uns die Spitze des schwarzen Parkettfußbodens entgegen. Nach hinten links verliert sich der Raum. Unten dunkle Wandvertäfelung und viele Türen, oben ein Wandgemälde mit Blick in eine Landschaft. Dieses Rahmen gestaltete Bühnenbildner Hartmut Schörghofer für Verdis „Un ballo in maschera“. Könnte man nun denken, dass die Inszenierung im 19. Jahrhundert spielen soll, korrigieren die grauen Anzüge der Herren dies sofort und zeigen, dass dieser Gustav heute leben soll. Ist er ein König Gustav oder ein Bürgermeister Gustav oder ein reicher Geschäftsmann Gustav? Jedenfalls ein Mann mit Macht, der da leger im gelben Bademantel hereinmarschiert. Der langjährige Haustenor, der Rheinoper, der aus Odessa

„Gemeinsam in die Oper“ – Staatsoper Hamburg blamiert sich mit neuer Facebookseite

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„Gemeinsam in die Oper“  Staatsoper Hamburg blamiert sich mit neuer Facebookseite  von Klaus J. Loderer „Das war mit Abstand die kürzeste Gruppenmitgliedschaft meines Facebook-Lebens“ berichtet M. W. am 16. Februar. Was ist passiert? Er wurde zur Facebookgruppe „Gemeinsam in die Oper“ hinzugefügt. Dort trifft er einige Bekannte. Und sofort tun sie das, was sie immer tun auf Facebook. Sie diskutieren angeregt über Oper, genauer gesagt über die Staatsoper Hamburg. Denn genau auf jenes Opernhaus bezieht sich diese Gruppe. Es wird gelacht, geplant und gelästert, wie das Opernfreunde untereinander so tun. Der Tonfall ist ausgelassen. Man witzelt darüber, dass man während langweiliger Stellen in der Oper Skat spielen könnte. Da dieses Kartenspiel nicht allen geläufig ist, einigt man sich auf Mau-Mau. Und dann schlägt M.W. auch noch das Spiel vor, wer erkennt die Oper in der wir gerade sitzen. Es werden die Auslastungszahlen des Opernhauses diskutiert. Auch exponierte Persönlichkeite

Premierenkritik: „Alcina“ eröffnet 41. Internationale Händelfestspiele Karlsruhe – Badisches Staatstheater – 2018

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Alcina verzaubert alle  Jubelstürme bei der Premiere zu Händels Oper „Alcina“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe  – von Klaus J. Loderer – Sie verzaubert alle, diese „Alcina“. Zum Felsblock versteinert ist das Publikum im Badischen Staatstheater Karlsruhe und schaut gebannt auf die Bühne. Bis es am Ende zum tosenden Meer wird und mit Beifallsstürmen die Premiere feiert. Irgendwie ist die Produktion zauberhaft und nimmt gefangen. Doch wir werden nicht mit Bühnenprunk geblendet sondern mit Schlichtheit gefangen genommen und in eine sinnliche Welt entführt. Dabei hat sicherlich die Gestaltung des Lichts durch Macmoc Design einen maßgeblichen Anteil. Es strahlt manchmal sanft von hinten durch die einen dichten Wald bildenden, von der Decke hängenden Stoffschläuche, die den Durchgang zwischen den beiden Wänden, die den Spielraum einfassen, schließen und doch auf mystische Weise den Eingang zum Palast der Zauberin Alcina öffnen. Das Licht scheint zu Anfang warm auf die be

Eröffnung 41. Internationale Händelfestspiele Karlsruhe

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41. Internationale Händelfestspiele Karlsruhe Die 41. Internationalen Händelfestspiele 2018 wurden gestern (16. Februar) mit der Premiere der Oper „Alcina“ eröffnet. Bei einem Festakt vor der Premiere begrüßte Generalintendant Peter Spuhler die zahlreichen Gäste und Ehrengäste. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup freute sich über den guten Zuspruch der Händelfestspiele. Seine Gedanken zum Programm führte Operndirektor Michael Fichtenholz aus. An Opern stehen die neue Produktion von „Alcina“ und die vom letzten Jahr übernommene „Semele“ im Zentrum des Programms. Daneben gibt es einen Arienabend mit dem Countertenor Valer Sabadus, das Festkonzert der deutschen Händel-Solisten, drei Konzerte in der Reihe Abendsterne, das Preisträgerkonzert des Händel-Jugendpreises, das Galakonzert mit Franco Fagioli und zum Abschluss die 33. Internationale Händel-Akademie. kjl Generalintendant Peter Spuhler Foto: Klaus J. Loderer

Operettenkritik: „Viktoria und ihr Husar“ von Paul Abraham – Staatstheater am Gärtnerplatz – 2018

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„Nach der heißgeliebten Heimat immer es mich zieht“  – Paul Abrahams Operette „Viktoria und ihr Husar“ am Gärtnerplatztheater in München –  von Klaus J. Loderer „Viktoria und ihr Husar“ ist eines der Stücke, bei dem, abgesehen von einer Schulklasse, große Teile des Publikums im Gärtnerplatztheater die meisten Musiknummern mitsingen könnten und sie eventuell sogar mitsummen. Und obwohl ich diese Operette noch nie im Theater gesehen habe, erkenne ich fast alle Melodien. „Meine Mama war aus Yokohama“ und „Mausi, süß warst du heute Nacht“ sind zwei der lustigen Nummern, „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ eine der rührseligen. „Viktoria und ihr Husar“ ist die Operette, mit der Paul Abraham in Deutschland berühmt wurde. Am 21. Februar 1930 in Budapest uraufgeführt, hatte sie am 7. Juli 1930 in Leipzig ihre deutsche Erstaufführung und lockte kurze Zeit darauf das Berliner Publikum. Die Produktion des Gärtnerplatztheaters im Prinzregententheater von 2016 ist nun in das ren

Doch wo ist die Inszenierung? „Jephtha“ von Georg Friedrich Händel – Staatstheater Wiesbaden – 2018

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Doch wo ist die Inszenierung?  Achim Freyer bekleckst Händels „Jephtha“ am Staatstheater Wiesbaden  von Franz Meyer Seit Jahrzehnten macht sich der bekannte Künstler Achim Freyer an großen Opernwerken zu schaffen. Doch wer schon einmal eine Freyersche Bearbeitung  gesehen hat, der hat sie alle gesehen, denn es ist eigentlich immer das gleiche. Es ist schon erstaunlich, wie man Starruhm mit einer Einheitsinszenierung erlangen kann. Es bewegt sich wenig, bestenfalls gar nichts, alle Protagonisten stehen irgendwo herum, im aktuellen Fall auf Kistchen, diesmal fuchtelt man mal wieder mit Stöckchen herum. All das hat man schon mehrfach gesehen. Das Bühnenbild, der große Künstler ist natürlich auch dafür verantwortlich, besteht aus einem bemalten Rückprospekt und bemalten Kistchen. Malen möchte ich es vielleicht doch eher nicht nennen, denn (auch wie üblich) es sieht eher nach infantil hässlichem Kindergarten-Gekritzel aus. Das singende Personal ist ähnlich hässlich mit Farbe zugekl

Alban Bergs Oper „Lulu“ und das Violinkonzert – Staatsoper Hamburg – 2018

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Alle ziemlich neurotisch  – Christoph Marthalers Inszenierung von Alban Bergs Oper „Lulu“ an der Staatsoper Hamburg –  von Klaus J. Loderer Großer Beifall am Ende: Alban Bergs „Lulu“ in einer vielgelobten Inszenierung von Cristoph Marthaler an der Staatsoper Hamburg mit Kent Nagano am Pult. In Ganzkörpertrikotunterwäsche werden die Protagonisten am Anfang aufgereiht und vorgeführt wie die Tiere im Zirkus. Der Regisseur akzentuiert die Epilogszene im Zirkus. Bühnenbildnerin Anna Viebrock hat dazu Elemente aus dem Zirkus auf der freien Bühne aufgestellt, im Hintergrund eine Art stilisierte Theaterbühne aus Vorhängen, die manchmal mit einer Goldbordüre verhüllt wird. Erst für den zweiten Akt entwickelt Viebrock eine ihrer typischen Räumlichkeiten, einen hohen holzvertäfelten Raum mit einer zeitweilig ins Nichts führenden kurzen Treppe auf der rechten Seite. Durch eine Öffnung sieht man eine weitere Treppe, bei der sich nicht erschließt, von wo nach wo sie eigentlich hinführt. Das

Szenisches Barockoratorium: „Jephtha“ von Georg Friedrich Händel – Staatstheater Wiesbaden – 2018

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Keine Erlösung  Stark gekürzt: Händels Oratorium „Jephtha“ am Staatstheater Wiesbaden  von Klaus J. Loderer  Mit der Bildsprache Achim Freyers ist das so eine Sache. Sie wirkt heute irgendwie wie aus der Zeit gefallen. In den 1980er Jahren lernte ich erste Arbeiten von ihm in Stuttgart kennen, den legendären „Freischütz“ von 1980, immer noch eine Kultinszenierung, und „Iphigenie auf Tauris“ von 1984. „Freischütz“ fand ich skuril überzogen und witzig, „Iphigenie“ eine ungewohnt derb gepinselte Bildsprache. Achim Freyer ist immer noch in Theatern tätig und illustriert Stücke wie Skizzenbücher. Von Regiearbeiten kann man nicht unbedingt sprechen, denn Handlungen zeigt er nicht mehr, eher davon, dass er Opern in die ihm eigene, oft ziemlich statische Bilderwelt versetzt. So geschah das auch in Wiesbaden mit Händels Oratorium „Jephtha“. Auch Personen oder gar Charaktere interessieren Freyer nicht – die Mitwirkenden als eigenständige Menschen schon gar nicht. Um dies zu unterstreich

Deutsche Erstaufführung: „Prima Donna“ von Rufus Wainwright – Theater Augsburg – 2018

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Die Angst der Sängerin vor der Tonlosigkeit – ein Künstlerdrama  – Deutsche Erstaufführung der Oper „Prima Donna“ von Rufus Wainwright am Theater Augsburg –  von Klaus J. Loderer Da zeigt ein kanadischer Popsänger und Songschreiber den Europäern, wie Oper klingen kann. In Europa klammert man sich verzweifelt an die Atonalität als vermeintlich modern und ist in Panik vor Tonalität oder gar Melodie. Und nun kommt Rufus Wainwright daher und schreibt mit seinem Erstlingswerk eine Oper mit üppig angelegter sinfonischer Orchesterpartitur in der Tradition großer dramatischer Filmmusiken. Wainwright knüpft mit seiner melodischen Kompositionsweise an die Opernkomonisten des 20. Jahrhunderts wie Puccini, Strauss, Britten, Menotti und Poulenc an. Man muss „Prima Donna“ deshalb nicht gleich als Pasticcio verunglimpfen, wie es einige Kritiker taten – soll er doch erst einmal mit der Kompositionsweise seiner Vorbilder herumprobieren und seinen Stil finden. Wir verunglimpfen doch Richard Wag

Ersatzspielstätte der Oper Stuttgart im ehemaligen Paketpostamt geplant

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Oper im Niemandsland – zwischen Rosensteinpark und Bahngleisen  – Während des Umbaus des Opernhauses in Stuttgart sollen Oper und Ballett in einer Ersatzspielstätte im ehemaligen Paketpostamt auftreten –  von Klaus J. Loderer  Nachdem in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1902 das alte königliche Hoftheater am Schlossplatz in Stuttgart abgebrannt war, machte man sich zügig an den Bau eines Interimstheaters, das im Oktober 1902 spielfertig war. Mit dem Bau des neuen Hoftheaters ließ man sich dann Zeit. Es wurde 1912 eröffnet. Das Interimstheater wurde anschließend abgerissen. Hätte man es erhalten, stünde jetzt vielleicht ein Theater zur Verfügung, das der Oper während des Umbaus des Großen Hauses, wie das Opernhaus von den Stuttgartern genannt wird, als Ausweichquartier dienen könnte. In einem dreiviertel Jahr errichtete man damals eine Ausweichspielstätte. Jetzt benötigt man wieder ein Interimstheater. Allerdings drohen sich Planung und Einrichtung dieser Ersatzspielstä