Posts

Es werden Posts vom Juni, 2018 angezeigt.

Opernkritik: Glucks „Orpheus und Euryike“ – Theater Krefeld Mönchengladbach – 2018

Bild
Amor dirigiert das Spiel mit dem Geigenbogen  – Bei Glucks „Orpheus und Euryike“ am Theater Krefeld Mönchengladbach ist das Ballett mit einbezogen –  von Klaus J. Loderer  Am Ende scheint dieser Orpheus nicht wirklich glücklich zu sein. Betreten steht er mit einem Geigenbogen rechts der Bühne, während Eurydike links sitzt. Dabei hatte er gerade Erfolg als Musiker und seine Eurydike zurückbekommen. All dies sehen wir zu den letzten Musiknummern. All dies hat Amor inszeniert. Von ihm hat Orpheus auch den Geigenbogen. Amor hat ihn benutzt, um all die Geschehnisse zu dirigieren. Eine interesssnte Umdeutung von Amors Bogen. Doch dieser Amor mit weißem Hut, ärmellosen Frack und roten Handschuhen hat auch eine bedrohliche Seite. Seine rechte Gesichtshälfte ist als Schädel geschminkt. Er ist Tod oder Liebesgott, je nachdem, wie er steht. Er ermöglicht Orpheus den Weg in die Unterwelt, er ist es aber auch, der Eurydike in den Untergrund führt, wenn Orpheus sich verbotenerweise nach ihr

Buchbesprechung: Oper Köln für Anfänger – Anleitung für den ersten Opernbesuch von Frank Rohde

Bild
Oper ist cool  – Frank Rohde hat eine muntere Opernanleitung für Jugendliche für den ersten Opernbesuch verfasst, Enya Obert hat sie witzig illustriert –  von Klaus J. Loderer  Vor ein paar Tagen entdeckte ich an der Kasse der Oper Köln ein kleines Heft, das kostenlos ausliegt: Oper Köln für Anfänger. Das Heft entpuppte sich als Handreichung für junge Leute zum ersten Besuch in der Oper. Eigentlich sollten Kölner Kinder ja durch die Kinderoper ziemlich opernerprobt sein, aber in der Erwachsenenoper geht es ja doch etwas anders zu. Und so hat Frank Rohde, der Leiter Abteilung Theater und Schule in der Dramaturgie der Oper Köln, zur Feder gegriffen und sich überlegt, welche Stolperfallen so ein Opernhaus bietet. Er geht die Sache witzig an und beruhigt gleich: Opernbesuche sind viel einfacher als Fallschirmspringen. Und Enya Obert hat zum Stift gegriffen und witzige Illustrationen angefertigt. Frank Rohde setzt gleich daheim an: bei der Frage, was man anzieht, zieht er sic

Buchbesprechung: Hofteatret i tiden 1767-2017 – Hoftheater und Theatermuseum in Kopenhagen

Bild
250 Jahre Hoftheater in Schloss Christiansborg  – Ein Buch von Peter Christensen Teilmann geht im Theatermuseum im Hoftheater in Kopenhagen auf Spurensuche –  von Klaus J. Loderer  Eine Tafel erinnert am prunkvollen Pferdestall von Schloss Christiansborg in Kopenhagen an den Brand vom 26. Februar 1794, als das barocke Schloss in Schutt und Asche gelegt wurde. Nur das Stallgebäude mit dem Hoftheater, die Reithalle und die geschwungenen Flügel seitlich des Tors blieben stehen. Es war nicht der erste Brand und nicht der letzte. Nicht einmal hundert Jahre später wurde der klassizistische Neubau ein Raub der Flammen. Wieder blieb das Theater verschont. So ist das Schloss heute trotz vermeintlich barocker Formen ein Bau des frühen 20. Jahrhunderts. Aber im Seitenflügel hat sich nach wie vor ein Theater des 18. Jahrhunderts erhalten. 1733-1736 entstand unter König Christian VI. Schloss Christiansburg an der Stelle eines Vorgängerbaus, der auf eine mittelalterliche Burg zurückging

Buchbesprechung: Magiens Huse – Danske teatre gennem 300 år

Bild
Magische Häuser  – Ein Buch von Alette Scavenius über dänische Theater aus 300 Jahren –  von Klaus J. Loderer  Denkt man an Theatergebäude in Dänemark, fällt einem an erster Stelle das neue Opernhaus von Kopenhagen ein. Und tatsächlich sind in der dänischen Hauptstadt mit den sich am Wasser gegenüberstehenden beiden neuen Spielstätten des Königlichen Theaters, dem Opernhaus auf Holmen und dem Schauspielhaus auf der Stadtseite zwei markante Theatergebäude entstanden, die maßgeblich die Stadtansicht im neu gestalteten Hafenbereich bestimmen. Allerdings haben Kopenhagen und Dänemark weit mehr historische und moderne Theatergebäude zu bieten. Alette Scavenius hat mit ihrem schönen Buch „Magiens Huse“ (Magische Häuser) eine umfangreiche Bestandsaufnahme veröffentlicht, die mit historischen Bildern und schönen Fotos von Kurt Rodahl Hoppe reich bebildert ist. 44 Theatergebäude stellt sie uns vor. Einige davon existieren nicht mehr. Sie sind der Vollständigkeit im Buch, um uns einen Ü

Opernrarität: Gaspare Spontinis „Agnes von Hohenstaufen“ – Theater Erfurt – 2018

Bild
Der Kaiser auf dem Podest  – Theater Erfurt scheitert mit „Agnes von Hohenstaufen“ von Gaspare Spontini –   von Klaus J. Loderer Zu seinen Lebzeiten war Gaspare Spontini ein gefeierter Komponist. Im Musikunterricht in der Schule habe ich über ihn nur gelernt, dass gleichzeitig mit den schlichten melodischen romantischen Opern eines Carl Maria von Weber an der königlichen Oper zu Berlin seelenlose Bombastopern eines italienischen Komponisten gelaufen seien. Sogar Elefanten seien da aufgetreten (ein Detail, das sich wohl auf die Pariser Aufführung von „Olimpie“ bezieht). Seitdem möchte ich eine dieser Bombastopern auf der Bühne sehen. „Agnes von Hohenstaufen“ am Theater Erfurt:  Máté Sólyóm-Nagy als Kaiser Foto: Lutz Edelhoff Nun ergab sich die Gelegenheit. Das Theater Erfurt brachte „Agnes von Hohenstaufen“ auf den Spielplan. Als Eingangscoup gibt es dort sogar auch eine tierische Einlage. Ein Adler stürzt sich auf einen auf der Bühne im Halbdunkel liegenden Mann. Übe

Opernkritik: Gaspare Spontinis „Agnes von Hohenstaufen“ – Theater Erfurt – 2018

Bild
Eine Vergewaltigung der Ohren  – Gaspare Spontinis „Agnes von Hohenstaufen“ am Theater Erfurt –  von Matthias Woehl Die Erwartung ist groß. Alle Connaisseurs der klassischen Musik machen sich auf nach Erfurt. Endlich mal „Agnes von Hohenstaufen“ live erleben, eine Oper des italienischen Komponisten Gaspare Spontini, die zuletzt 1986 in Rom gegeben wurde und die man nur von den spärlichen CD-Einspielungen kennt.  Und dann noch in ungekürzter Fassung, das wird ein Fest! Aber nur fünf Aufführungen in zehn Tagen, die Zeit ist knapp. Somit rafft man die Freunde zusammen, Hotel, aufwändige Anreiselogistik bis alle da sind, doch zur Dernière sitzt man vollzählig pünktlich im Theater. Licht aus, das Spiel kann beginnen. „Agnes von Hohenstaufen“ am Theater Erfurt Foto: Lutz Edelhoff Erste Zweifel an der musikalischen Leitung kommen schon in der Ouvertüre auf. Ist eine solche Aufführung, zu der man (auch international) anreist, und welche eine Visitenkarte für das Theater sein

Musical: Jerry Hermans „La cage aux Folles“ (Ein Käfig voller Narren) – Theater Pforzheim – 2018

Bild
Wenn da nicht Zaza wäre  – Philipp Werner rettet als Zaza Jerry Hermans „La Cage aux Folles“ im Theater Pforzheim –  von Matthias Woehl Jerry Hermans Musical „La cage aux Folles“ ist so viel mehr als ein Stück über zwei Schwule mit Showelementen und lustigen Verwicklungen. Wer frühere Zeiten als schwuler Mann nicht erlebt hat, hat wohl keine Ahnung, was es bedeutet hat, seine Sexualität auszuleben. Viele waren gezwungen ein Doppelleben zu führen, da war nichts von Akzeptanz, sondern ein schwules Leben war geprägt von Versteckspielen, Angst und Erniedrigungen. In Deutschland wurde z.B. der Paragraph 175 erst 1994 gestrichen. Schwule waren alles andere als chic, und vor allem gab es wenige Identifikationsfiguren. Mitte der 1980er-Jahre fing es ganz vorsichtig an sich zu verändern. Erste offene Schwule im Fernsehen, sogar berühmte Fernsehserien, in denen es schwule Protagonisten gab, Pop-Stars die sich outeten. In dieser Zeit entstand der Film „Ein Käfig voller Narren“ und kurz dan

Konzert: Der Bariton Aris Argiris singt in Rolandseck – 2018

Bild
Der Gute unter den Bösen  – Ein Abend mit dem Bariton Aris Argiris und Peter Bortfeldt am Klavier in der Reihe der Abonnementkonzerte der Johannes Wasmuth Gesellschaft im Arp Museum Bahnhof Rolandseck –  von Matthias Woehl Schaut man ins Programmheft ist man erstaunt. Etwas Verismo, etwas Bel-Canto, etwas Verdi, eine bunte Mischung aus dem Repertoire eines Baritons. Aber eben eine Mischung, nicht einzuordnen. Ist er jetzt ein lyrischer Bariton, ein dramatischer? Gerade eben hat Aris Argiris in Wien und in Chemnitz seine ersten hochdramatischen Erfahrungen als Wotan gemacht und damit das Publikum beeindruckt. Aber wie würde ich jetzt sagen: Früher waren Sänger des hochdramatischen Fachs, wie Hans Hotter, neben ihren großen Brocken durchaus in der Lage, noch Mozart und sogar Lieder zu singen. Aris Argiris hat sicher bei seinen hochkarätigen Lehrern (darunter z.B. der große Kostas Paskalis) gelernt, dass man seine Stimme geschmeidig halten muss, um nicht am Ende nur mit drei Part

Konzert: Aris Argiris im Arp Museum Bahnhof Rolandshöhe – 2018

Bild
Musikalisches Farbenspiel eines leidenschaftlichen Baritons  – Das Publikum feiert Aris Argiris beim Konzert der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft im Arp Museum Bahnhof Rolandseck –  von Klaus J. Loderer Aris Argiris benötigt kein Bühnenbild, um Oper zu machen. Wenn Aris Argiris zu singen beginnt, wird jeder Raum zur großen Oper. Mit gewaltiger Stimme füllt der Bariton den Saal. Lautmalerisch spielt er mit der Stimme, kostet die Nuancen der Musik aus. Das leidenschaftliche Spiel von Aris Argiris zieht die Zuschauer in Bann. Spätestens mit Jagos Arie „Credo in un dio crudel“ hängt das gesamte Publikum an seinen Lippen. Bravo, Beifallsstürme, das Publikum in Extase. Der Bariton Aris Argiris, begleitet von Peter Bortfeldt  im Arp Museum Bahnhof Rolandseck Foto: Klaus J. Loderer Dabei fängt das 7. Abonnementkonzert der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft am 2. Juni im Arp Museum Bahnhof Rolandseck so verhalten an. Einen Querschnitt durch italienische Opernarien verspricht