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Es werden Posts vom Oktober, 2018 angezeigt.

Opernkritik: Georg Friedrich Händels „Alcina“ – Theater an der Wien – 2018

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Alcina lässt Blumen erblühen in der Wüste  – Tajana Gürbaca inszeniert Händels „Alcina“ am Theater an der Wien –  von Klaus J. Loderer Eine Insel ist das Reich Alcinas hier nicht, eher eine Wüste. Wüst sind die Hügelchen auf der Bühne und ebenso ist es die auf den Rundhorizont gemalte Landschaft. Man ist gespannt, was sich in diesem von Katrin Lea Tag im Theater an der Wien gestaltetem Arrangement für Händels „Alcina“ tun wird. Es schwebt schon bald eine Art Flower-Power-Gesellschaft mit einer Alcina im rosa-hellblau quergezickzackten Ballon-Rock herein. Eine interessante Alternative zur Krinoline hat sich Katrin Lea Tag, von der auch die Kostüme sind, ausgedacht. Das erinnert an die Kleidung des 19. Jahrhunderts. Auf diese Zeit verweist auch das Detail mit einem älteren Herren, einem Fabrikbesitzer, wohl der Vater Ruggieros, der auf die Rückkehr des Sohns wartet. Die sich drehende Bühne mit den kleinen Hügelchen bietet geschickte Möglichkeiten für Auftritte und Abgänge. Da mu

Opernkritik: Emmerich Kálmáns Operette „Csárdásfürstin“ – Volksoper Wien – 2018

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Szabolcs Brickner (Edwin), Ursula Pfitzner (Sylva Varescu),  Axel Herrig (Feri Bácsi), Wiener Staatsballett, Komparserie © Barbara Pálffy/Volksoper Wien Wenn der Stammbaum nicht erfreut ist – Die neue „Csárdásfürstin“ an der Volksoper Wien versetzt die Operette ins Dadaistenmilieu –  von Klaus J. Loderer Ein rahmendes Motiv der neuen „Csárdásfürstin“ an der Wiener Volksoper sind die historischen Fotos und Filme aus Wien aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg (Videos Andreas Ivancsics). Schon während der Ouvertüre sind sie zu sehen. Dass der Focus dann nicht auf einem Varietétheater sondern auf einem Palais landet, mag zuerst irritieren, erschließt sich dann aber sofort. Wir werden gewissermaßen hineingezogen in eine altertümliche Bibliothek mit hohen Regalen voller alter Schinken, in der Fürstenstammhalter Edwin, der zu lesen vorgibt, von seiner Sylva träumt. Dass die links am Harmonium spielende und penetrant ihre Liebe beteuernde Komtesse Stasi nicht die Frau seiner

Ausstellung: „Rossini alla Scala“ – Scala-Museum in Mailand – 2018

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„La cenerentola“, Kostüm von Jean-Pierre Ponnelle, 1973 Foto: kjl Opulente Kostüme und Bühnenbilder   – Theatermuseum in der Mailänder Scala erinnert mit Ausstellung „Rossini alla Scala“ an den Tod des Komponisten vor 150 Jahren –  von Klaus J. Loderer  Die Werke des Komponisten Gioachino Rossini gehören fest zum Spielplan der Mailänder Scala. In der Scala wurden ein paar Opern von ihm uraufgeführt, darunter „La gazza ladra“ (Die diebische Elster). Eine Besonderheit ist, dass in diesem Fall das Theater auch noch steht. Insofern ist der Zuschauerraum das größte Exponat der Ausstellung. Man kann tagsüber beim Besuch des Scala-Museums auch aus Logen auch einen Blick hinein werfen. Das zur Theater-, Musik- und Operngeschichte reich bestückte Scala-Museum besitzt sowieso viele Exponate zu Rossini, Porträts und Büsten des Komponisten und wichtiger Sängerinnen und Sänger seiner Opern. Giulietta Simionato („La Cenerentola“ 1954) und Maria Callas („Il turco in Italia“, 1955) F

Premierenkritik Verdi-Festival: Verdis Oper „Le trouvère“ (Il trovatore) – Teatro Farnese Parma – 2018

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Verdi und der Boxkampf  – Robert Wilson inszeniert Giuseppe Verdis „Le trouvère“ beim Verdi-Festival im historischen Teatro Farnese in Parma in ästhetisierter Bildsprache –  von Klaus J. Loderer Es ist schon ein riesiger Raum, das Teatro Farnese in Parma. Überhaupt ist alles in diesem Palazzo della Pilotta riesig: die Eingangshalle, die unendlich lange Treppe, die obere Vorhalle mit dem Baldachin über dem Triumphbogen, der ins Theater führt, und eben der Zuschauerraum, der an eine antik-römische Rennbahn erinnert. Mächtig ist die Schaufront mit dem fast klein wirkenden Bühnenportral. Am Abend wirkt der Raum im Halbdunkel noch größer. Bestuhlt ist allerdings nur der ebene Bereich. Die amphitheatralisch ansteigenden Sitzstufen bleiben ungenutzt. Das ist dann mit den Sichtverhältnissen so eine Sache. Und auch die Akustik ist recht hallig. Aber der optische Eindruck ist erst einmal überwältigend. „Le trouvère“ in Parma: Nino Surguladze (Azucena), Giuseppe Gipali (Manrique),

Opernkritik: Bellinis „I puritani“ – Gran Teatre del Liceu Barcelona – 2018

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Gnadenlos ist der Streit der Religionen  – María José Moreno erfreut als Elvira in „I puritani“ am Gran Teatre del Liceu Barcelona –  von Klaus J. Loderer Den protestantisch-katholischen Konflikt in Bellinis „I puritani“ nimmt die Regisseurin Annilese Miskimmon zum Anlass in ihrer nun im Gran Teatre del Liceu in Barcelona zu sehenden Inszenierung der Welsh National Opera eine zweite Ebene mit einer Parallelhandlung einzubauen. Um dies zu verdeutlichen, stellt sie der Oper zwei kurze stumme Szenen voran, England 1653 und Nordirland 1973. Das wird nicht vom ganzen Publikum goutiert und so schallt schnell ein protestierender Zwischenruf durch den Raum. Die Rahmenhandlung, 1973 in Belfast spielend, holt die Opernhandlung in die Gegenwart. Der Oranierorden, benannt nach König Wilhelm III. von Oranien, der 1690 den katholischen Stuart-König Jakob II. schlug, bereitet sich auf seinen jährlichen Marsch am 12. Juli vor. Das ist mit den orangen Schärpen der Beteiligten deutlich zu erken

Operettenkritik: Paul Abrahams „Die Blume von Hawaii“ – Theater Hildesheim – 2018

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Skandal im Filmpalast Hawaii  – Tamara Heimbrock inszeniert Paul Abrahams „Die Blume von Hawaii“ am Theater für Niedersachsen in Hildesheim –  von Klaus J. Loderer Weder in Honolulu noch in Monte Carlo spielt „Die Blume vom Hawaii“ am Theater für Niedersachsen in Hildesheim, die als Wiederaufnahme in der neuen Spielzeit zu sehen ist. Die kurzweilige Inszenierung von Tamara Heimbrock lässt uns über den exakten Ort im Unklaren. Das ist aber gar nicht so wichtig. Das Bühnenbild von Julie Weideli entfaltet vor allem im zweiten Akt seine Wirkung, wenn wir den neu eröffneten Filmpalast Hawaii von innen sehen.  Das waren also die verschlossenen Glastüren des ersten Akts, vor denen sich zufälligerweise allerhand Leute treffen. Da kommt Charleys Tante mit Marlene Dietrich im Damensmoking angeradelt. Nein, dieses Paar in gewechselten Geschlechterrollen ist der Jazzsänger Jim Boy, der Prinzessin Laya als Schlagerstar Suzanne Provence nach Hawaii einschleust. Und Rudolph Valentino wird vo

Opernkritik: Smetanas „Dalibor“ – Staatstheater Augsburg – 2018

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Den Sadisten entkommt der Idealist nicht  – Roland Schwab inszeniert Smetanas Oper „Dalibor“ am Staatstheater Augsburg –  von Klaus J. Loderer Brutal ist diese Welt. Mitleidlos und sadistisch sind die Machthaber, die uns Regisseur Roland Schwab in seiner Inszenierung von Smetanas „Dalibor“ am Staatstheater Augsburg vorstellt. Er holt die Handlung aus der Zeit der Bauernkriege im 15. Jahrhundert in Böhmen in eine fiktive Diktatur der Gegenwart und zeigt uns die Oper als endzeitlichen Actionfilm. Die Bevölkerung wird hier brutal unterdrückt. Willkürliche Erschießungen durchziehen die Inszenierung. Das kontrastiert mit der wunderschönen und melodienreichen Musik Smetanas, die in diesem Fall aber nicht wie in „Die verkaufte Braut“ von volkstümlichen Weisen geprägt ist. Eher die große Geste dominiert hier. An einigen Stellen erinnert die streckenweise in mächtigem Orchesterrausch auftrumpfende Musik sogar an Wagners „Lohengrin“. Sally du Randt als Milada Foto: Jan-Pieter Fuhr

„Jan Fabre – Ecstasy & Oracles“ – Ausstellung in Agrigent und Monreale – 2018

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Glänzende Statuen vor antiken Ruinen  – Ausstellung mit Werken von Jan Fabre in Agrigent und Monreale –  von Klaus J. Loderer Die Tempel im Tal der Tempel von Agrigent (italienisch Agrigento) stehen in Wirklichkeit auf einer Anhöhe. Die höchste Spitze des Hügelrückens nimmt der sog. Junotempel ein. Neuerdings steht dort ein Mann im Astronautenanzug mit erhobenem Dirigentenstab. Direkt neben den großen Quadern, die Reste eines Altars sind, steht er. Ein schwarzer Würfel dient der golden glänzenden Bronzefigur als Sockel. Den Dirigentenstab erhebt der Astronaut gegen die Silhouette der dorischen Säulen, hinter sich die Hügellandschaft Siziliens. „Der Mann, der die Sterne dirigiert“ ist das Werk des belgischen Künstlers Jan Fabre betitelt. Die Gesichtszüge ähneln jenen des Künstlers. „Der Mann, der die Sterne dirigiert“ – Skulptur von Jan Fabre am Junotempel in Agrigent Foto: Klaus J. Loderer Die im Tal der Tempel aufgestellten Figuren sind den Elementen gewidmet und