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Es werden Posts vom Dezember, 2022 angezeigt.

„Der Zwerg“ und „Petruschka“ an der Oper Köln

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Erbarmungsloser Zwang zur Schönheit  Doppelabend mit Alexander Zemlinskys Oper „Der Zwerg“ und Igor Strawinskys Ballett „Petruschka“ an der Oper Köln von Klaus J. Loderer Die Kombination von Alexander Zemlinskys Oper Der Zwerg“ mit Igor Strawinskys Ballett „Petruschka gab es vor hundert Jahren schon einmal in Köln. Am 28. Mai 1922 wurde die Oper „Der Zwerg“ im nicht mehr existierenden Opernhaus am Kölner Habsburgerring uraufgeführt. Der an moderner Musik interessierte Dirigent und Komponist Otto Klemperer war dort seit 1917 Generalmusikdirektor. Da das Stück nicht abendfüllend war, wurde es mit einem weiteren kurzen Stück kombiniert. Die Wahl fiel auf „Petruschka“ (Pétrouchka,  Петрушка ), ein Ballett, das bereits ein Jahrzehnt früher in Paris uraufgeführt worden war. 1911 war die Uraufführung in Paris mit Sergej Pawlowitsch Djagilews Ballets Russes und Vaslav Nijinsky als Petruschka. Trotz der guten Besprechungen schaffte es „Der Zwerg“ nicht in die Spielpläne der Theater. Erst seit E

Opernkritik: Wiederaufnahme von Charles Gounods „Faust“ am Aalto-Musiktheater in Essen

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Das Leben im  Karussell – Philipp Stölzls Inzenierung von Charles Gounods Oper „Faust“ wieder im Aalto-Musiktheater in Essen –  von Klaus J. Loderer Wie ein Karussell dreht sich die Bühne in „Faust“ unermüdlich bis zum bitteren Ende. Immer neue Figurengruppen werden so aus dem unsichtbaren Off auf die Bühne gefahren oder verschwinden wieder. Die namentlich benannten Figuren der Oper sind diesem Kreisen ebenso ausgeliefert wie der zu Puppen anonymierste Chor. Erbarmungslos nimmt das Schicksal seinen Weg in diesen ewigen Kreislauf. Stillstand gibt es in dieser Aufführung nicht. Die Handlung kulminiert in einem Showdown, wenn Faust und Mephisto wie in einem Actionfilm durch die in der Drehbewegung auftauchenden Türen und Absperrungen durchbrechen, um Marguérite zu befreien. Doch diese bevorzugt die Hinrichtung, die dann mittels Giftspritze auf der Bühne vollzogen wird. Realistisch nüchtern und brutal ist das Finale in der Inszenierung Philipp Stölzls, die 2016 als Koproduktion mit der Deu

Ausstellung „Hauptsache“ – Bayerisches Nationalmuseum München

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 Was man auf dem Haupt trägt  – Ausstellung „Hauptsache – Hüte. Hauben-Hip-Hop-Caps“ gibt eine Übersicht zur Geschichte der europäischen Kopfbedeckung –  von Klaus J. Loderer „Doch heut auf die Wiese begleitest du mich; mit Blumen und Bändern putz dich fein: sollst mein stattlicher Herold sein!“ So lässt Richard Wagner im dritten Aufzug seiner Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ Hans Sachs zu seinen Lehrbuben David sagen. Es wird deutlich, dass diese Bedeutung von  putzen  anders ist als die biedere heutige. In Goethes Faust erzählt der Theaterdirektor im  Vorspiel auf dem Theater : „Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten und spielen ohne Gage mit.“ Auf diese alte Bedeutung von  Putz  und  putzen  deutet eine zierliche Porzellanfigur aus dem 18. Jahrhundert hin, die  Putzmacherin , die in der Ausstellung „Hauptsache“ im Bayerischen Nationalmuseum in München zu sehen ist. Dort geht es um die Dinge, die eine Putzmacherin oder Modistin herstellt, nämlich Hüte. Voller Begeisterun

Begleitausstellung zu Fokus ’33 im Opernhaus Bonn

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Vom „Ein Feldlager in Schlesien“ über „Arabella“ bis zu „Leonore 40/45“  – Erster Teil der Begleitausstellung zum Themenschwerpunkt Fokus ’33 in der Oper Bonn –  von Klaus J. Loderer Historische Bühnenbildentwürfe, Fotos und Skizzen zu drei sehr unterschiedlichen Opern sind derzeit im Opernhaus Bonn zu sehen. Kleine Tuscheskizzen zeigen Motive für die als Epilog an Giacomo Meyerbeers Oper „Ein Feldlager in Schlesien“ angehängten Tableaux Vivants. Diese vergessene Oper Meyerbeers war 2022 am Opernhaus Bonn zu sehen. Mit dem Programmschwerpunkt Fokus ’33 erinnert die Oper Bonn an Musik, die ab 1933 durch die Aufführungsverbote im Dritten Reich von den Spielplänen der Theater verschwunden sind oder eine besondere Beziehung zu dieser Zeit hat. Meyerbeers Opern wurden ab 1933 wegen des jüdischen Komponisten nicht mehr in deutschen Opernhäusern aufgeführt. Sie kamen nach 1945 aber auch nicht wieder auf die Spielpläne. Die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität Köln hat eine dreite

Konzert: Double Jazz Night mit Steve Cathedral und Alma Naidu in Backnang

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Meeresbrise und Waberla  – Double-Jazz-Night mit Steve Cathedral und Alma Naidu im Backnanger Bürgerhaus –  von Klaus J. Loderer Mit ihrer Stimme zog Alma Naidu bei der Double-Jazz-Night das Publikum im Backnanger Bürgerhaus schnell in ihren Bann: Ob mit raumfüllender Stimme oder sensibel mit einer stimmungsvollen Ballade. Bei der Double-Jazz-Night durfte das Publikum richtig viel Musik erleben: immerhin drei Stunden Musik wurden bei diesem Doppelkonzert mit zwei Bands geboten. Dass es trotz der Länge im zweiten Teil nicht langatmig wurde, lag vor allem an der guten Show von Alma Naidu. Abwechslungsreich war das Konzert allemal. Und die Klangbilder waren trotz der vergleichbaren Grundbesetzung mit Klavier, E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug überaus unterschiedlich, zumal bei Alma Naidu noch die Singstimme dazu kam. Steve Cathedral Group: Jazz mit Rock- und Pop-Anklängen Als „Local Heroes“ gestaltete die Steve Cathedral Group den ersten Teil des Konzerts. Tatsächlich haben die Musiker ein

Konzert „Shtetl-Shtot“ des Jewish Chamber Orchestra Munich im Schauspielhaus München

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„Ich wandre durch Theresienstadt“  – Daniel Grossmann erinnert mit dem Jewish Chamber Orchestra Munich beim Konzert „Shtetl-Shtot“ im Rahmen des Festivals „Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart“ der Münchner Kammerspiele an Mieczysław Weinberg, Joel Engel und Ilse Weber –  von Klaus J. Loderer Ilse Webers Lieder sind von betörender Schönheit. Die schlichten Melodien gehen zu Herzen. Wie sie in einem Lied den älteren Sohn vermisst, in einem anderen Lied den kleinen Sohn tröstet, hat ebenso autobiographische Bezüge wie „Ich wandre durch Theresienstadt, das Herz so schwer wie Blei“. Die abschließende Frage des zu Herzen gehenden Lieds „Wann wohl das Leid ein Ende hat, wann sind wir wieder frei?“ sollte für sie keine positive Antwort finden. Sie wurde in Auschwitz ermordet. Geboren wurde Ilse Weber 1903 als Ilse Herlinger in Witrowitz (heute Vítkovice) bei Mährisch Ostrau. 1942 wurde die Familie Werner aus Prag ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Ilse Werner als Krankenschwester in d

Opernrarität: „Alpenkönig und Menschenfeind“ von Leo Blech – Theater Aachen – 2022

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Die Bekehrung des Misanthropen  – Leo Blechs 1903 in Dresden uraufgeführte Oper „Alpenkönig und Menschenfeind“ am Theater Aachen –  von Klaus J. Loderer Im Foyer des Theaters Aachen hängt neuerdings eine Tafel, die an den Komponisten und Dirigenten Leo Blech erinnert. 1931 war der 1871 in Aachen geborene Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin zum Ehrenmitglied des Theaters Aachen ernannt worden, Nach Stationen als Kapellmeister in Aachen und am Neuen Deutschen Theater (heute Staatsoper) in Prag war Leo Blech ab 1906 an der Hofoper Berlin, am Deutschen Opernhaus Charlottenburg, an der Großen Volksoper (Theater des Westens) in Berlin, an der Volksoper Wien und schließlich wieder als Generalmusikdirektor an der Staatsoper Berlin. Neben seiner Dirigententätigkeit wurde er durch die Kompositionen von Liedern, sinfonischen Werken und Opern und ab 1916 durch zahlreiche Schallplattenaufnahmen bekannt. Trotz seiner jüdischen Abstammung blieb er auch im Dritten Reich unter dem Generalintenda

Veranstaltung zur Opernsanierung in Stuttgart

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Ist ein Baudenkmal bedroht?  – Podiumsgespräch „Opernsanierung – ja, aber billiger und besser!“ von Aufbruch Stuttgart und dem Schwäbischen Heimatbund im Haus der Architektinnen und Architekten in Stuttgart –  von Klaus J. Loderer In Stuttgart steht die Sanierung des 1912 eröffneten Opernhauses an. Es sind aber immer noch viele Dinge unklar was die Maßnahmen und die Ersatzspielstätte angeht. Zu den umstrittenen Punkten gehört ein massiver Eingriff in die rechte Seitenfront. Der Risalit, an dem eine Säulenhalle noch davon kündet, dass da einmal der Eingang des Königs war, soll nämlich um einige Meter vorgeschoben werden. Dass da manche Bürger schlimmstes Unheil wittern, das konnte man bei einem Podiumsgespräch am 24. November 2022 feststellen, als einleitend Bildmontagen gezeigt wurden mit einem womöglich drohenden modernen Anbau. Es stellte sich zwar heraus, dass es sich dabei um keine konkreten Planungen handelt, aber zur Verwirklichung einer Seitenbühne ist auf jeden Fall ein starker