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Es werden Posts vom Dezember, 2021 angezeigt.

Opernkritik: Giuseppe Verdis Oper „Falstaff – Theater Pforzheim – 2021

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Die Genießer und die Kostverächter  – Rhys Jenkins in der Titelrolle von Giuseppe Verdis Oper „Falstaff“ am Theater Pforzheim –  von Klaus J. Loderer Was haben die Bürger von Windsor eigentlich gegen den Ritter Sir John Falstaff? Werten sie ihn nur abschätzig wegen seines Bauchs? In Zeiten der Sensiblisierung auf Body-Shaming fällt das auf. Regisseur Thomas Münstermann hat diesen Aspekt in seiner Inszenierung am Theater Pforzheim herausgestellt. Er kann sich dabei auf den Text berufen. Wird Fastaff wegen seines Bauchs beschimpft, so ist er selbst aber auch sehr stolz darauf. Immerhin besingt er seinen Bauch in einer von Verdi geradezu hymnisch gestalteten Arie. In Pforzheim sind zwei Gruppen eindeutig sortiert: die Genießer und die Kostverächter. Die Genießergruppe wird natürlich von Sir John angeführt. Mit dem aus Wales stammenden Bariton Rhys Jenkins erlebt man einen kraftvoll gesungenen Falstaff mit nicht nachlassender Energie und quirliger Lebendigkeit. Um ihn dreht sich im wörtlic

Dokumentarfilm „Spiel des Schicksals“ von Éva Hübsch

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Verbundenheit mit der Heimat  – Ein Dokumentarfilm von Éva Hübsch über Neusatz ­– Filmvorstellung im Liszt-Institut in Stuttgart –  von Klaus J. Loderer Um drei Frauen geht es in dem 2019 gedrehten Dokumentarfilm „Spiel des Schicksals“. Alle drei haben eine Verbindung zur Wojwodina, der nordwestlichen Region Serbiens, die früher einmal zum Königreich Ungarn gehörte. Die Regisseurin Éva Hübsch, die auch selbst im Film mitspielt, lebt und arbeitet in Neusatz (serbisch Novi Sad, ungarisch Újvidék). Ria Schneider erlebte ihre Kindheit in der Stadt. Elisabeth Müller hat familiäre Beziehungen dorthin. Wir erfahren von den engen emotionalen Beziehungen der Frauen zu dieser Region. Für Ria Schneider ist Neusatz die Heimat geblieben. Standbild aus dem Dokumentar­film Spiel des Schicksals – man sieht  Elisabeth  Müller über der Donau Foto: Éva Hübsch Es ist ein kurioses Zusammentreffen, das die Basis für diesen Film gelegt hat. Bei einer Veranstaltung in Deutschland lernte die Regisseurin Ria Sc

Vortrag „Szenographie und Bühne – Achsen im faschistischen Rom“ von Ralph-Miklas Dobler

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Demonstration von Herrschaft und Macht   – Vortrag „Szenographie und Bühne – Achsen im faschistischen Rom“ von Ralph-Miklas Dobler in der Reihe „IFAG um sieben“ –  von Klaus J. Loderer An zwei Straßenachsen stellte Prof. Ralph-Miklas Dobler in einem online gehaltenen Vortrag des Instituts für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart am 6. Dezember 2021 faschistischen Stadtumbau in Rom vor. Es handelt sich um zwei bekannte Straßenachsen, mit denen sich Dobler beschäftigte. Die Via dell’Impero, die heutige Via dei Fori Imperiali, die unter Mussolini angelegt wurde, um die Piazza Venezia mit dem Kolosseum zu verbinden, wird von vielen heutigen Touristen sicher nicht als Achse des faschistischen Städtebaues erkannt. Ein ebenso beliebtes Fotomotiv ist die Via della Conciliazione. Historische Postkarte: Die  Via dei Fori Imperiali in Rom hieß unter Mussolini  Via dell’Impero Noch 1922 war der Bereich zwischen dem Nationaldenkmal und dem Kolosseum dicht bebaut. Zwar hatte man schon vor

Ausstellung »Menyhért Szabó – Anomalie« im Liszt-Institut in Stuttgart

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Die zerknitterte Antike  – Ausstellung » Anomalie«, Skulpturen von  Menyhért Szabó im ungarischen Kulturzentrum Liszt-Institut in Stuttgart –  von Klaus J. Loderer Dem Apostel Bartholomäus soll angeblich die Haut abgezogen worden sein. Auf Darstellungen zeigt der Heilige deshalb oft seine Haut. Auch in der griechischen Mythologie findet man das Thema der abgezogenen Haut. Der Gott Apollon strafte so den Satyr Marsyas, der es gewagt hatte, ihn zu einem musikalischen Wettstreit herauszufordern. An diese Mythen erinnert eine Skulptur des ungarischen Künstlers Menyhért Szabó. Die Haut eines Kopfes ist über einen Baumstumpf gehängt. Schlaff hängt die Haut herunter, verformt ohne den Stabilität bietenden Schädelknochen. Gerade noch erkenntlich ist die Partie um Kinn, Mund und Nase.  » Menyhért Szabó –  Anomalie«, Ausstellung im  Liszt Institut in Stuttgart Foto: kjl Das Spiel mit der Instabilität der äußersten Schicht des menschlichen Körpers ist das Thema des 1992 geborenen ungarischen Küns