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Es werden Posts vom Dezember, 2017 angezeigt.

Paul Abrahams Fußballoperette „Roxy und ihr Wunderteam“ mit Altfußballstar Jimmy Hartwig – Theater Augsburg – 2017

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Wenn in Budapest Donaunixen Cocktails mixen  Theater Augsburg zeigt Paul Abrahams Fußballoperette „Roxy und ihr Wunderteam “  im Martini-Park  von Klaus J. Loderer  Fußball und Operette, paßt das zusammen? Wenn sich Paul Abraham daran macht, paßt das natürlich. Dann kickt eine Fußballmannschaft nicht nur, sondern elf Jungs müssen auch noch steppen. Das Theater Augsburg kann in seiner Produktion von „Roxy und ihr Wunderteam“ sogar noch mit einem ehemaligen Fußballstar aufwarten. Jimmy Hartwig wechselte inzwischen vom Rasen zu den Brettern, die die Welt bedeuten, und spielt nun den DFB-Präsidenten Franz Baron. Das ist eigentlich keine Originalrolle von Paul Abrahams Operette. Aber für die Augsburger Inszenierung hat man das Stück kurzerhand etwas umgeschrieben. Man hat das Stück gnadenlos aktualisiert und gewisse Machenschaften, die als Schlagzeilen in letzter Zeit durch die Medien eingebracht. Das ist frech und einfach köstlich. Da klüngelt ein korrupter schottischer Fußballkad

CD-Besprechung: Antonio Salieris Oper „Les Danaïdes“ unter der Leitung von Christophe Rousset bei Palazzetto Bru Zane

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Opernrarität von Salieri  – Palazzetto Bru Zane veröffentlicht Gesamtaufnahme von Antonio Salieris Oper „Les Danaïdes“ mit „Les Talents Lyriques“ unter Christophe Rousset –   von Klaus J. Loderer  Salieris Oper „Les Danaïdes“ weist aus dem 18. Jahrhundert ins 19. Jahrhundert. Man wähnt darin alle möglichen Motive anderer Opern zu erkennen, viel Mozarts „Don Giovanni“, mal Cherubini, mal Spontini und sogar Rossinis „Mosè in Egitto“. Doch ist es natürlich umgekehrt. Die anderen Komponisten ließen sich von Salieri inspirieren. Wie modern man die Oper auch Jahrzehnte nach ihrer Uraufführung noch hielt, bezeugt die Tatsache, dass die Oper in Paris bis 1828 gespielt wurde. Hector Berlioz schreibt, dass ihn der Besuch dieser Oper veranlaßt habe, Komponist zu werden. Doch hört man natürlich noch einen Komponisten heraus, und das ist Christoph Willibald Ritter von Gluck. Eine Gluck-Oper meinte übrigens auch das Pariser Opernpublikum am 26. April 1784 zu hören. Man war begeistert von di

Opernkritik: Alban Bergs „Lulu“ – Wiener Staatsoper – 2017

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Wie ein wildes Tier im Zirkus  – Dritter Akt komplettiert Alban Bergs „Lulu“ in der Wiener Staatsoper –  von Klaus J. Loderer  Die Neuproduktion von Alban Bergs „Lulu“ in der Regie von Willy Decker im Jahr 2000 verwandte nur die zweiaktige, posthum nach Alban Bergs Tod uraufgeführte Fassung (Zürich 1937). Nun ergänzte man den dritten Akt nach der von Friedrich Cerha komplettierten dreiaktigen Fassung (Paris 1979). Am 3. Dezember hatte das Gesamtwerk in der nun vollständigen Inszenierung von Willy Decker Premiere an der Wiener Staatsoper – wobei genauer gesagt nur der dritte Akt neu ist. Damit wuchs das Werk nun auf vier Stunden inklusive zweier Pausen an. Franz Grundheber als Schigolch, Agneta Eichenholz als Lulu, Wolfgang Bankl als Tierbändiger © Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn Das von Wolfgang Gussmann gestaltete Bühnenbild der gesamten Aufführung zeigt eine Art stilisierten Zirkus, eine Assoziation, die aus der ersten Szene mit dem Tierbändiger ableitbar

Ausstellung Richard Strauss und die Wiener Staatsoper – Wiener Staatsoper – 2017

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„Versteht es keinen Text, so schläft es“ –  Richard Strauss als Anwalt des Publikums  – Ausstellung über Richard Strauss und die Wiener Staatsoper –  von Klaus J. Loderer Die Wiener Staatsoper hat nicht nur eine besondere Pflege der Werke des Komponisten Richard Strauss. Es gab auch einige Uraufführungen. Die zweite Fassung von „Ariadne auf Naxos“ und „Die Frau ohne Schatten“ wurden hier uraufgeführt. Außerdem wurde 1924 erstmals das Ballett „Schlagobers“ gegeben. Richard Strauss war aber auch von 1919 bis 1924 Direktor. Auch danach dirigierte er bis 1942. Neben der Aufführung einiger Richard-Strauss-Opern ist im Dezember im Gustav-Mahler-Saal genannten Gobelinsaal der Wiener Staatsoper auch die Ausstellung „Richard Strauss und die Wiener Staatsoper“ zu sehen. Ausstellung Richard Strauss und die Wiener Staatsoper im Gustav-Mahler-Saal der Wiener Staatsoper Foto: Klaus J. Loderer Im April 1918 fand am k.u.k. Hofopernhaus eine erste Richard-Strauss-Woche statt, in deren

Buchbesprechung: Michael Coveney – Peter Dazeley: London Theatres

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Die Theaterhauptstadt der Welt  – Ein schöner Bildband von Michael Coveney und Peter Dazeley über Theater in London –  von Klaus J. Loderer London ist die Theaterhauptstadt der Welt, behauptet der Klappentext des schönen Bildbands „London Theatres“ nicht zu unrecht. Der tägliche Spielplan bietet ein üppiges Angebot. Und auch der Bestand an Theatergebäuden ist beachtlich. Neben einigen modernen Theatern bestimmen vor allem die historischen Theater die Theaterszene. Und auch im Buch liegt der Schwerpunkt auf den historischen Theatern aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert mit ihren teilweise üppigen Dekorationen. Übrigens sind nur drei Theatergebäude mit der hohen Einstufung Grade I des englischen Denkmalschutzes bewertet. Im Londoner Westend, das bezeichnenderweise auch den Namen „Theatreland“ trägt, stehen die Theater dicht an dicht. Doch auch über die ganze Stadt verteilt findet man bespielte und unbespielte historische Theater- und Kinogebäude. Üblicherweise habe d

Premierenkritik: Leo Falls Operettenrarität „Die Kaiserin“ – Stadttheater Baden bei Wien – 2017

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Die resche Resi – verliebte Prinzessin und eifersüchtige Kaiserin Maria Theresia  Leo Falls Operette „Die Kaiserin“ der Bühne Baden im Stadttheater Baden bei Wien  von Klaus J. Loderer  Eine zauberhafte Operette von Leo Fall ist nun in einer ebenso zauberhaften Inszenierung im Stadttheater in Baden bei Wien zu sehen. Um Kaiserin Maria Theresia geht es in „Die Kaiserin“, an deren 300. Todestag in diesem Jahr in verschiedenen Ausstellungen in Österreich erinnert wurde. Auf den ersten Blick ist dieses Stück eine Apotheose auf die Habsburger. Mit Blick auf das Uraufführungsdatum 1915, also im zweiten Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs, und den Uraufführungsort Berlin könnte man diese Operette nun als belangloses Unterhaltungsstück oder gar Kampfgeiststärkungsstück abtun. Das deutsche Theaterpublikum sah ein schönes Rokokoidyll mit Wienklischees.  Verena Barth-Jurca, Miriam Portmann, Christoph Wagner-Trenkwitz, Reinhard Alessandri Foto: Christian Husar Doch man stutzt,

Ring-Trilogie nach Wagner – Theater an der Wien – 2017

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Das Rheingold als Urschlamm  – „Der Ring“ einmal ganz anders:  „Hagen“ aus der Ring-Trilogie im Theater an der Wien –  von Klaus J. Loderer Opern werden von ambitionierten Regisseuren gerne als Steinbruch benutzt. Es war nur eine Frage der Zeit, dass man auch Wagneropern dekonstruiert. Im Theater an der Wien läuft derzeit ein Wagnerprojekt, das als „Ring-Trilogie“ angekündigt wird mit den Teilnamen „Hagen“, „Siegfried“ und „Brünnhilde“. Da ist man irritiert. Um was handelt es sich dabei? Eine unbekannte Urfassung des Rings? Mirella Hagen (Woglinde), Ann-Beth Solvang (Floßhilde), Raehann Bryce-Davis (Wellgunde) Foto: Herwig Prammer Hinter der Ring-Trilogie steckt die Idee, nachzuspüren, wie es zum Mord an Siegfried kommt. Wie verlaufen die Stränge durch den gesamten Ring. Dazu werden die Biographien dreier Beteiligter nachvollzogen: des Mörders Hagen, des Mordopfers Siegfried und der Mordinitiatorin Brünnhilde. Dazu werden entsprechende Szenen aus dem „Ri