Ausstellung: „Josephine Baker, Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit“ – Bundeskunsthalle Bonn 2023
In Wien warnten die Glocken vor dem „schwarzen Teufel“
Ausstellung über Josephine Baker in der Bundeskunsthalle in Bonn
von Klaus J. Loderer
Josephine Baker war eine schillernde Persönlichkeit. Der Name steht immer noch für eine Berühmtheit. In den verschiedenen Ländern ist die Betrachtung der Bühnenkünstlerin allerdings ganz unterschiedlich. Mal steht ihr Tanz im Vordergrund, mal das Bananenröckchen, mal der Gesang, mal die Obenohnedarbietung. Das sind vor allem die Klischees. Auch die Rezeption in der Öffentlichkeit war und ist ganz unterschiedlich. In den USA kennt man sie seit ihrem Auftritt mit Martin Luther King beim Marsch auf Washington 1963 als Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Schwarzen. In Frankreich aber ist sie eine Nationalheldin. Ihren Einsatz für die Résistance im Zweiten Weltkrieg hat man ihr nicht vergessen. Am 30. November 2021 wurde ihr Leichnam ins Panthéon in Paris überführt.
© bpk / adoc-photos |
Die Bundeskunsthalle in Bonn nähert sich Josephine Bakers Biografie mit einer Ausstellung unter verschiedenen Aspekten. Am Abschluss steht das Kleid, das sie während ihres letzten Auftritts im Théâtre Bobino in Paris trug. Es ist inszeniert wie ein Bühnenauftritt und prunkvoll wie die Kostüme Bakers immer waren. Auf den Fotos erkennt man den hoch aufragenden Federschmuck, den sie dazu auf dem Kopf trug. Der Auftritt war am 8. April – es war ihr fünfzigjähriges Bühnenjubiläum. Wenige Tage später – am 12. April 1975 – starb sie in Paris. Damit ging ein Leben zu Ende, das bescheiden in den USA anfing, glamouröse Kapitel hatte und auch sehr tragisch wurde.
Gerade Kindheit, Jugend und die späteren Aufenthalte in den USA dürften nicht die besten Erinnerungen bei ihr hinterlassen haben. Die Anerkennung blieb ihr dort lange Zeit versagt, die Diskriminierung als Schwarze erlebte sie immer wieder, selbst zu Zeiten als sie in Europa längst ein Star war. Erst 1951 kam der Durchbruch mit einem triumphalen Auftritt in Harlem. Noch 1952 ermittelte der FBI gegen sie und verhindert eine Tournee durch Lateinamerika. Die Ausstellung in Bonn legt einen der Schwerpunkte auf ihren Einsatz für die Bürgerrechtsbewegung in den USA.
Foto: Simon Vogel, 2023 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH |
Eine Sammlung historischer Plakate zeigt Bakers Werdegang recht gut: von der Revue Nègre mit den grotesk überzeichneten Schwarzen über die gelenkigte Tänzerin bis zur Grand Dame der großen Show. Künstler fertigten Skizzen, Poräts und Statuen.
Mit der Revue Nègre sorgte sie für Aufsehen. Die Berliner Kulturszene umschwärmte sie bei ihrem Aufenthalt 1926. Die Zeitschrift „Der Ton“ schwärmte 1927 von ihr als der »schwarzen Sonne«.
In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre war es möglich Josephine Baker als Marke einzusetzen. 1926 eröffnete sie ihren Club chez Joséphine, im Jahr darauf erschien ihre erste Autobiographie. Auch für die Brilliantine Bakerfix gab sie ihren Namen her. Der österreichische Architekt Adolf Loos entwarf ein nicht verwirklichtes Haus für sie.
Foto: Simon Vogel, 2023 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH |
Mondäne Kleider und provokante Nacktheit waren eine Kombination, die beim Publikum ankamen, sofern die Vorstellungen nicht verboten wurden. Es machte sich ein zunehmender Konservatismus breit, den sie bei einer Tournee zu spüren bekam. In Wien läuteten bei ihrer Ankunft die Glocken der Paulanerkirche, um vor dem „schwarzen Teufel“ zu warnen. In Berlin kam es 1929 zu Störungen.
In einem separaten Kabinett läuft eine Filmdokumentation von Arte. Der Film ist informativ. Störend ist am Film allerdings, dass man nicht immer zwischen Originalfilmdokumenten zu Josephine Baker und zur Ergänzung eingeschnittene andere Filmausschnitte unterscheiden kann.
Ausstellung
Josephine Baker
Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit
18. Mai bis 24. September 2023
Bundeskunsthalle Bonn
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