Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt
Vor der Oper: das historische Café Rommel in Erfurt
Zu den wenigen Cafés mit historischer Einrichtung in
Deutschland gehört inzwischen Café Rommel in Erfurt. Es versprüht mit seiner historischen
Einrichtung den Charme eines Wiener Kaffeehauses und ist mit seiner
Holzvertäfelung, den Glastüren, Spiegeln und Sitznischen bis hin zu den
Schiebefenstern ein Kleinod.
Café Rommel in ErfurtFoto: Klaus J. Loderer |
Das Café Rommel ist nicht so direkt in der Nähe der Oper, eher
auf der anderen Seite der Innenstadt ganz in der Nähe des Augustinerklostern
und des Stadtmuseums im Haus zum Stockfisch und nicht weit entfernt von
Krämerbrücke und Kaisersaal. Durch die Lage an der Johannesstraße ist das Café
Rommel mit der Straßenbahn leicht erreichbar und liegt zwischen den
Haltestellen Augustinerkloster und Stadtmuseum. Da die Johannesstraße zum Teil
etwas heruntergekommen wirkt, ist sie nicht gerade eine touristische
Flaniermeile, insofern ist das Café eher wenig von Touristen besucht sondern
ein Café mit einheimischem Publikum.
Café Rommel in ErfurtFoto: Klaus J. Loderer |
Man gelangt zuerst durch einen Windfang mit alten Glastüren in
die Konditorei mit Tortentheke. An der Rückwand befinden sich alte Vitrinen für
das Geschirr.
Eine weitere historische Tür führt dann in den Gastraum, der
von der Konditorei durch eine Glaswand abgeteilt ist. Im Hauptraum stehen
kleine runde Tische mit Marmorplatten und Stühlen, außen herum sind einige
Nischen gruppiert. So ist der Bereich an den Fenstern – natürlich die
begehrtesten Tische – in drei Nischen mit hohen Zwischenwänden unterteilt, an
die sich die Sitzbänke anlehnen. Sehenswert sind die dekorativen
Holzsägearbeiten. Eine Art Loge ist im hinteren Teil des Cafés. Integriert in
die Einrichtung sind Garderobenständer und Hutablagen. Oben an den Wänden
hängen historische Fotos des Cafés. Und überall im Raum findet man historisches
Geschirr.
1912 gründeten die aus Stuttgart stammenden Carl und Elisabeth
Rommel in dem Backsteinhaus in der Johannesstraße 34 in Erfurt ein Café. Zwar
wird gelegentlich geschrieben, dass die Einrichtung von 1912 sei, sie scheint
mir aber doch eher aus den 1920er Jahren zu sein. 1931 eröffnete man auch das
Kaffeehaus Rommel-Rommel in sehr zentraler Lage nahe am Anger in der Schlösserstr.
19, das allerdings 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. 1955 übernahm Egon
Enders das Café Rommel, später sein Sohn Wolfgang Enders. Vielleicht durch die
nicht ganz zentrale Lage überlebte das Café sowohl die DDR- wie die
Nachwendezeit. Allerdings ist die weitere Geschichte des Café Rommel immer
wieder von Schließzeiten unterbrochen. 1993 wurde die Einrichtung unter Denkmalschutz
gestellt. Es folgte eine Renovierung und 1995 die Wiedereröffnung durch die
Konditormeister Ute Strucksberg und Berthold Wibbelmann. 2008 folgte wieder
eine Schließzeit, bis das Café durch den Konditoreimeister Veit Nebelung
übernommen wurde. Fast wäre es aber 2010 zu Ende gewesen. Das Café musste
schließen. 2011 renovierte der neue Betreiber Thomas Abel das Café. 2012 wurde
das hundertjährige Jubiläum gefeiert. Inzwischen gehört das Café Rommel dem
Autohändler Tobias Rosiak, der das Café aus Liebhaberei betreibt und zu
Pfingsten 2017 nach einer kurzen Schließzeit wiedereröffnete.
Ich probierte Stachelbeerbaiser und anschließend noch einen
Apfelkuchen, beides eine gute Wahl.
Klaus J. Loderer
Café Rommel
Johannesstraße 34
Erfurt
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