Konzert: 80. Geburtstag des Oboisten Lajos Lencsés

Ein Meister der Oboe

Jubiläumskonzert für und mit Lajos Lencsés im Liszt-Institut in Stuttgart

von Klaus J. Loderer


Den achtzigsten Geburtstag des bekannten Oboisten Lajos Lencsés feierte das Liszt-Institut, das ungarische Kulturinstitut in Stuttgart, mit einem Kammerkonzert, bei dem er zusammen mit dem Pianisten László Borbely und dem Bratschisten Paul Pesthy..


Lajos Lencsés war 37 Jahre lang Solo-Oboist beim Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Er wurde am 18. Januar 1943 in Dorog geboren. Er besuchte das Béla-Bartók-Konservatorium und die Budapester Musikakademie. In Frankreich studierte er weiter am Pariser Konservatorium und an der Sommerakademie in Nizza. 1971 kam er nach Stuttgart. In seiner musikalischen Karriere arbeitete er mit zahlreichen Dirigenten wie Karl Münchinger, Sir Neville Marriner, Christoph Eschenbach und Jean-Pierre Rampal zusammen. Einige davon sind ihm besonders in Erinnerung geblieben, zum Beispiel Sergiu Celibidache. Auf etwa fünfzig CDs ist er vertreten. Zu seinem Œuvre gehören Kompositionen von Richard Strauss, Francis Poulenc, Benjamin Britten, Domenico Chimarosa und Antonio Pasculli. Das tägliche Üben sei mitverantwortlich für das stolze Alter, erzählte er im SWR2-Musikgespräch: »Ich spiele jeden Tag, und es ist wie ein Elixier – es hält mich am Leben.«


Lajos Lencsés

Foto: kjl


Das mit Unterstützung der Péter-Horváth-Stiftung durchgeführte Konzert in Stuttgart wurde eingeleitet vom 1984 geborenen Pianisten László Borbély. Dieser machte 2007 seinen Abschluss an der Budapester Franz-Liszt-Musikakademie. Er entspann einen musikalischen Bogen von Richard Wagners »Elegie« bis zu einer Folge von Lisztstücken mit »Sursum corda« (Erhebet Eure Herzen) aus den »Années de pélerinage«.


Für die Mitte des Programms war eine Überraschung angekündigt. Es handelte sich dabei um eine neue Komposition, die an Lencsés‘ achtzigstem Geburtstag in Budapest uraufgeführt wurde. Der 97jährige ungarische Komponist György Kurtág schrieb das Stück als Hommage für Lencsés. Der Oboist erzählte dazu eine kleine Anekdote. Er habe den Komponisten besucht und ihm das neue Stück vorgespielt. Kurtág habe nun gemeint, er solle es doch schneller spielen, worauf Lencsés bemerkte, dass in den Noten nichts von alla breve stehe. Kurtág habe erwidert, er habe es ja auch erst gerade eben in die Noten geschrieben. Dann spielte Lencsés zur Freude des Publikums das kurze Solostück für Oboe.


Für den dritten Block hatte sich Lencsés ein wenig bekanntes Werk eines deutschen Komponisten des späten 19. Jahrhunderts ausgesucht. Der 1847 in Köthen geborene August Klughardt war von 1869 bis 1873 am Hoftheater Weimar tätig, wo er Franz Liszt kennenlernte. Es folgte eine Stelle als Kapellmeister und schließlich Direktor am Stadttheater Neustrelitz und von 1882 bis zu seinem Tod 1902 eine Stelle als Hofkapellmeister in Dessau. 1876 besuchte er die ersten Bayreuther Festspiele. Seine Kompositionen stehen unter dem Einfluss Listzs, Schumanns und Wagners. Neben zahlreichen kammermusikalischen und sinfonischen Werken schrieb er mehrere Opern, darunter »Die Hochzeit des Mönchs«, deren erste Fassung 1886 in Dessau auf die Bühne kam. Léncsés hatte für das Konzert die 1872 entstandenen von Nikolaus Lenaus Schilfliedern inspirierten fünf Fantasiestücke für Klavier, Oboe und Viola ausgewählt. Letztere spielte der 1964 in Philadelphia geborene Solobratschist des SWR-Sinfonieorchesters Paul Pesthy.

 

László Borbély, Paul Pesty und Lajos Lencsés

Foto: kjl

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