Vortrag: Roman Hillmann in der Reihe „IFAG um sieben“ zur zentralen Achse Berlins

Die zentrale Achse Berlins

Vortrag von Roman Hillmann zur Stadtplanung in Ost-Berlin in der Reihe „IFAG um sieben“ an der Universität Stuttgart

von Klaus J. Loderer

 

Mit Berlins zentraler Achse und der Baukomposition der DDR zwischen Brandenburger Tor und Frankfurter Tor beschäftigte sich Prof. Roman Hillmann in einem Online-Vortrag am 24. Januar 2022 in der Reihe „IFAG um sieben“. Er sieht die Straßenzüge Unter den Linden und Karl-Marx-Allee als zusammenhängende Achse, die trotz eines harten Knicks als Einheit zu sehen ist. Diese Achse stellte Hillmann im Zustand der Wendezeit um 1989 vor. Den Schwerpunkt setzte Hillmann zwischen dem Brandenburger Tor und dem Straußberger Platz. Die schnurgerade historische Achse aus der Barockzeit vom Stadtschloss nach Westen durch den Tiergarten wurde im 20. Jahrhundert nach Osten schräg weiterführt. Am Hotelhochhaus „Stadt Berlin“ knickt diese Achse fast im rechten Winkel in die neue Achse der Karl-Marx-Allee um.

 

Prof. Klaus Jan Philipp, Direktor des Instituts für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart, stellte den Referenten vor, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Materialkunde am deutschen Bergbau-Museum in Bochum und als Professor für Industrial Heritage Conservation an der Georg-Agricola-Hochschule in Bochum.

 

Roman Hillmann wies auch auf die Baukonstruktion hin und betonte, dass es sich nicht nur um Bauten in Großtafelbauweise handelt. Gerade an der besprochenen Achse wurden viele Bauten in der Skelettbauweise SK Berlin 1972 als Konstruktionssystem errichtet, die es ermöglichte verschieden Fassadenarten anzubringen.


Am Hotelhochhaus Stadt Berlin knickt die zentrale Achse
Foto: kjl

Platzbildungen

Roman Hillmann analysierte die Abfolge von Straßen- und Platzräumen. Der Pariser Platz besaß zu DDR-Zeiten keine seitliche Rahmung. Durch die „Mauer“ hinter dem Brandenburger Tor war dieser Platz allerdings eine Sackgasse. Den Beginn der geschlossenen Bebauung entlang der alten Prachtstraße Unter den Linden machten die ungarische und die polnische Botschaft. Die Achse Unter den Linden wurde etwa in der Mitte durch einen neuen Platz rhythmisiert, der quer zur Achse angelegt war. So entstand an der Ecke zur Friedrichstraße ein neuer Platz, der inzwischen wieder überbaut wurde. Um den Bebelplatz wurde die historische Platzrahmung mit königlicher Bibliothek, Staatsoper und St.-Hedwigs-Kathedrale wiederhergestellt, ebenso gegenüber am Vorplatz der Humboldtuniversität.


Das Außenministerium rahmte westlich als Neubau mit gefalteten Aluminiumlisenen den großen Marx-Engels-Platz, der südlich durch das Staatsratsgebäude und östlich durch den Palast der Republik begrenzt war. Dieser Platzraum ging in den Lustgarten über, der seit dem Dritten Reich als Platz mit fester Oberfläche angelegt war. Die Engstelle zwischen dem Dom und dem Palast der Republik leitete über zum Park, der vom Fernsehturm überragt wird. Trotz der Größe erhielt dieser Park auf zwei Seiten mit Großbauten in Großtafelbauweise (T2) eine deutliche Platzgrenze. Die seither namenlose und neuerdings Rathausforum genannte Fläche, wurde als Flanierplatz konzipiert.


Die Fortsetzung erfolgte verengt bis zum Hotel Stadt Berlin. Um dieses legte sich der Alexanderplatz herum. Dieser Straßenbereich wurde östlich mit Gebäuden wie dem Haus der Statistik in der SK-Berlin-Technik errichtet wurde. Dort erfolgte die Anbindung an die Karl-Marx-Allee, die am Straußberger Platz in eine geradezu barockisierende Achse aus den 1950er-Jahren übergeht.

 

Nach dieser knapp und prägnant dargestellten Abfolge der Stadträume folgte eine ausführliche Diskussion. Prof. Christine Hannemann vom Institut Wohnen und Entwerfen (IWE) der Universität Stuttgart verwies auf das Stadtplanungskonzept der DDR durch Magistralen. Es entspann sich eine rege Diskussion um die Frage, wo in Ost-Berlin das Zentrum gedacht war.

 

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