Musikgeschichte: Konservatorien in Berlin um 1900

Es gab nicht nur das Stern’sche Konservatorium 

– Klavierschulen, Gesangsschulen und Konservatorien in Berlin – 

von Klaus J. Loderer 


In Sängerbiographien findet man oft den Hinweis auf das Stern’sche Konservatorium in Berlin. Unzählige große Sänger sind daraus hervorgegangen. Das Stern’sche war aber durchaus nicht das einzige Konservatorium in Berlin. Durch die Beschäftigung mit der Biographie der Sopranistin Fanny Opfer – ebenfalls eine Schülerin des Stern’schen Konservatoriums – bin ich auf eine ganze Reihe von Konservatorien gestoßen, die neben der Königlichen Hochschule für Musik existierten. 

 

Wie groß die Konkurrenz im Bereich Musikunterricht war, zeigen die Anzeigen in einer Berliner Tageszeitung, der Vossische Zeitung vom 25. März 1900. Neben dem Stern’schen Conservatorium findet man Wigodzki’s Conservatorium und Opernschule, Eichelbergs’s Conservatorium, Professor E. Breslaur’ Konservatorium und Klavierlehrer-Seminar, das Conservatorium für Musik und Opernschule Klindworth-Scharwenka, Joh. Pohl’s Conservatorium für Musik, das Mohr’sche Conservatorium, das Veitsche Conservatorium, die Höhere Musikschule von Max Eichborn, das Conservatorium der Musik von Anton Lothringer und M. u. P. Heller’s Conservatorium der Musik. Diese Konservatorien sind heute längst vergessen. Fünf Jahre später war Anzahl der Konservatorien sogar noch gestiegen. In der Vossischen Zeitung vom 24. September 1905 füllten die Anzeigen der Konservatorien mehr als eine Seite. 


Welchen Schülerkreis die Konservatorien unterrichteten, konnte sehr unterschiedlich sein. Man darf sich bei diesen Konservatorien nicht unbedingt Lehranstalten mit dem Rang einer Musikhochschule vorstellen. Manche Konservatorien boten Studienangebote für künftige Berufsmusiker an und ermöglichten eine Ausbildung ohne Aufnahmeprüfung. Andere müsste man eher mit heutigen Jugendmusikschulen vergleichen. Sie boten den Kindern bürgerlicher Familien, die sich keinen Privatlehrer leisten konnten, die Möglichkeit zu einer musikalischen Ausbildung auf einer etwas preisgünstigeren Ebene. Musikalische Kenntnisse waren im deutschen Kaiserreich für das aufstrebende Bürgertum eine Frage des Prestiges. Damit war zwar eher der Dilettantenbereich gemeint – aber nicht nur. Der Traum von einer Pianisten- oder Gesangskarriere konnte in Berlin durch die Vielzahl von Musikbühnen durchaus umgesetzt werden. Die größeren Einrichtungen hatten Lehrangebote von den Grundlagen bis zum Fortgeschrittenenbereich. Manche Konservatorien hatten abends spezielle Erwachsenenkurse. Dazu kamen in Berlin noch eine Vielzahl von Instrumental- und Gesangslehrer. War der Musikunterricht bisher eher ein Bereich, der von Musikern als Einnahmequelle nebenbei gemacht wurde, erfolgte nun eine Professionalisierung dieses Bereichs. Einige Konservatorien boten deshalb eine Ausbildung zum Musiklehrer an.


Wie professionell diese Konservatorien geführt waren, konnte sehr unterschiedlich sein, ebenso die Ausstattung und Größe, die von provisorisch in Privatwohnungen untergebrachten kleinen Musikschulen bis zu großen Einrichtungen mit Probenräumen reichen konnten. Alle waren privatwirtschaftlich organisiert. Manche Einrichtungen bestanden nur kurz, andere über viele Jahrzehnte. Viele Musiker, die an einem Konservatorium unterrichteten, gründeten später ihre eigene Schule. So bildete das Stern’sche den Ausgangspunkt für viele weitere Konservatorien. Die meisten dieser Konservatorien überlebten den Ersten Weltkrieg nicht. 


Eine vollständige Darstellung aller Konservatorien würde den Rahmen sprengen. Der Text, der durch Auswertung von Anzeigen in der Vossischen Zeitung entstanden ist, soll eine kleine Auswahl bieten und eine weitere Forschung anstoßen. Einzig das Stern’sche Konservatorium scheint als ältestes Berliner Konservatorium durch die Dissertation von Cordula Heymann-Wentzel besser erforscht zu sein.

Das Stern’sche Konservatorium

Die Musikschule für Gesang, Klavier und Komposition wurde 1850 durch den Dirigenten und Chorleiter Julius Stern (1820-1883) gegründet und hatte wegen der Herkunft des in Breslau geborenen Gründers den Beinamen das „schlesische“. Weniger bekannt sind die beiden Mitgründer, der Komponist, Kompositionslehrer und Musiktheoretiker Adolf Bernhard Marx und der Pianist und Klavierlehrer Theodor Kullak. Das Stern’sche Konservatorium stand von 1888 bis 1894 unter der Leitung von Sterns Schwägerin Jenny Meyer, die fast dreißig Jahre dort Gesangsunterricht gab. Es folgte von 1895 bis 1930 die lange, durch Gustav Hollaender und Alexander von Fielitz geprägte Ära. Am 10. und 11. November 1900 feierte das Konservatorium das 50jährige Jubiläum mit Festlichkeiten im Beethovensaal, im Theater des Westens und in der Philharmonie. Damit ist natürlich nicht die jetzige Philharmonie gemeint, sondern die alte in der Bernburger Straße, in deren Vorderhaus die Räume des Konservatoriums waren. Die Größe der Einrichtung, die auch den Zusatz Theaterschule für Oper und Schauspiel trug, zeigte sich schon in der großen Anzahl an Lehrkräften. Im Bereich Gesang unterrichteten 1905 Blanche Corelli, Lydia Holm, Anna Wüllner, Selma Nicklass-Kempner, Julie Moeller, Alexander Heinemann, Nicolaus Rothmühl, Ida Rosenmund, Tilly Braun-Wachholz, Sergei Klibanski, A. Michel und Wladyslav Seidemann. In der Opernschule war auch der Komponist und Dirigent Victor Hollaender tätig, der jüngere Bruder des Direktors. 1905 wurde Max Reinhardts Schauspielschule des Deutschen Theaters in das Stern’sche Konservatorium integriert. Zeitweilig betrieb man eine von Arthur Wallner und Fritz Masbach geleitete Filiale in der Kantstr. 8 im damals noch selbständigen Charlottenburg. Als private Einrichtung wurde das Stern’sche Konservatorium 1936 durch die Nationalsozialisten aufgelöst und als Konservatorium der Reichshauptstadt bis 1945 weitergeführt.


Berliner Leben, 1903

Neue Akademie der Tonkunst

Der schon erwähnte Pianist und Klavierlehrer Theodor Kullak gründete nach dem Ausscheiden aus der Musikschule für Gesang, Klavier und Komposition 1855 die Neue Akademie der Tonkunst. Neben ihm unterrichteten dort Richard Wüerst und Heinrich Dorn. Ab 1861 war Alexis Hollaender Lehrer der Chor- und Klavierklasse. Diese bis 1890 existierende Schule soll nach Hugo Riemanns Musik-Lexikon zahlreiche Schüler gehabte haben: „Dieselbe zählte über 1000 gleichzeitige Schüler und beschäftigte gegen 100 Lehrer. Den Scherpunkt bildete die Ausbildung im Klavierspiel.“ 

Musik-Institut

Franz Rokicki gründete 1866 ein Musikinstitut. 1890 bot er in der Georgenkirchstr. 21 eine Ausbildung in Klavier, Violine, Gesang und in der Komposition an. Ende 1892 kündigte er den Beginn neuer Kurse für den 2. Januar 1893 in der Neuen Königstr. 26 an.

Mohr’sches Conservatorium 

Das Mohr’sche Conservatorium wurde 1870 gegründet.  Schon etwas früher existierte der Mohr’sche Concertverein. Dieser gab am 17. Oktober 1869 sein erstes Konzert im Arnimschen Saal unter Mitwirkung von Anna Worgitzka und Louise Voss, des Pianisten O. Eichberg, des kgl. Kammermusikers F. Rehfeldt und des kgl. Domsängers Jul. Schmock. 1871 bot das Morsche Musik-Institut Unterricht für Klavier, Gesang und Theorie an. Es war damals in der Sebastianstraße 76.


Das Konservatorium wurde 1909 von Paul Stern geleitet. Es hatte damals Unterrichtsräume am Luisenufer 22 und Eisenacher Str. 121. Für Gesangsunterricht war Dora Stern zuständig, Friedrich Seiffert unterrichtete Chor. Am 14. Oktober 1913 veranstaltete man im Apollo-Saal des Deutschen Hofs in der Luckauer Str. 15 eine Opernaufführung bei freiem Eintritt.

Heinrich Schmidt’sches Conservatorium der Musik

1871 leitete Heinrich Schmidt das nach ihm benannte Konservatorium der Musik. Es befand sich nach einer Anzeige in der Vossischen Zeitung vom 3. September 1871 im Hintergebäude der Charlottenstr. 87. Unterrichtet wurden Klavierspiel, Theorie, Gesang, Violine, Cello, Klarinette, Orchester, Streich-Quartett, Kammer-Musik. Halbjährlich fanden öffentliche Prüfung-Soiréen statt.

Veit’sches Konservatorium

Das vom durch seine Lieder bekannten Komponisten Emil Alexander Veit 1874 gegründete und nach dessen Tod 1911 von Alfred Perleberg geleitete Conservatorium, das seinen Sitz am Luisenufer 43 hatte, warb regelmäßig in der Zeitschrift „Der Klavier-Lehrer, Musik-pädagogische Zeitschrift für alle Gebiete der Tonkunst, Organ der Deutschen Musiklehrer-Vereine“. So im Heft Nr. 19 des XXIX. Jahrgangs von 1906: „Seminar zur Ausbildung von Musiklehrern und -Lehrerinnen und Elementarschule für alle Fächer, in der Kinder von 7 Jahr an aufgenommen werden. Lehrkräfte ersten Ranges. Prospecte, alle Bedingungen u. Lehrerverzeichnis enth., gratis durch den Director A. E. Veit.“ 

Westend-Musikschule

1875 gründete der Musiker Hennig, der vorher Lehrer bei Theodor Kullak war, die Westend-Musikschule. 1892 war diese in der Bülowstr. 68 im ersten Stock. Hennig gab Unterricht in Klavier, Violine, Gesang und Theorie. Die monatliche Gebühr betrug 6 Mark.

N. Böttcher’s Konservatorium für Musik 

1880 entstand N. Böttcher’s Konservatorium für Musik. 1890 waren die Unterrichtsräume in der Oranienburger Str. 69 an der Ecke zur Artilleriestraße. Unterrichtsfächer waren Klavier, Violine, Violoncello, Gesang, Ensemblespiel, Theorie und Kompositionsmethodik, Geschichte der Musik etc. 1905 hatte man einen Standort in der Krausnickstr. 5 im Norden und einen in der Grolmannstr. 40 in Charlottenburg. Gesang unterrichtete 1905 Max Eschke.


Orchester und Direktoren des Konservatoriums Klindworth-Scharwenka
Berliner Leben, 1908, 1

Conservatorium für Musik und Opernschule Klindworth-Scharwenka

1881 gründete der Komponist und Pianist Xaver Scharwenka ein Konservatorium, zu dessen bekanntesten Schülern der Komponist Paul Dessau und der Dirigent Otto Klemperer gehörten. Xaver Scharwenka (1850-1924) wurde in Samter in Posen als Sohn eines Baumeisters geboren. 1858 zog die Familie nach Posen (Poznan) um, wo er das deutsche Wilhelmsgymnasium besuchte. In Berlin studierte er Musiktheorie an der Neuen Akademie der Tonkunst. 1868-1874 war er dort Klavierlehrer. 1969 gab er sein Debüt als Pianist an der Singakademie, woraus eine intensive Konzerttätigkeit entstand. 1880-1886 gab er die Gesamtwerke Chopins, Schumanns und Mendelssohns heraus. 1885 wurde er zum Professor ernannt. 1991 ging er nach New York und gründete dort das Scharwenka Conservatory of Music. 1898 kehrte er nach Berlin zurück und wurde in die Leitung des Berliner Konservatoriums berufen. Von 1900 bis 1924 war er Mitglied der Sektion Musik der Preußischen Akademie der Künste. Auch sein Bruder Philipp Scharwenka war im Conservatorium tätig.


Xaver Scharwenka konnte nicht nur mit seinem Professorentitel werben sondern auch mit seinem Titel als k.k. Hofpianist. 1890 bot er in der Potsdamer Straße 31a an: „Am 1. Oktober beginnt an meinem Conservatorium ein Cursus für das von Dr. Tanaka erfundene Euharmonium unter Leitung des Herrn G. A. Papendiek. Anmeldungen für diesen Cursus werden täglich von 4-5 Uhr entgegengenommen. Gleichzeitig erhält das Lehrer-Collegium einen Zuwachs durch den Eintritt des Herrn Max Boewengard vom Conservatorium Wiesbaden, welcher einen Theil des theoretischen Unterrichts übernehmen wird“ (Vossische Zeitung 21.9.1890). 1893 fand der Zusammenschluss mit der 1883 vom Komponisten und Dirigenten Karl Klindworth (1813-1916) gegründeten Klavierschule zum Conservatorium der Musik und Opernschule Klindworth-Scharwenka statt. 1905 war der Sitz in der Steglitzer Str. 19. Das Direktorium bestand aus Prof. Xaver Scharwenka, Prof. Philipp Scharwenka, Kapellmeister Robert Robitschek. Die Hauptlehrer im Gesang waren Prof. M. Blank-Peters, A. Sistermans, E. Brieger und M. Brieger-Palm. Robert Robitschek (1874-1967) wurde 1905 in die Direktion aufgenommen.


Das 25jährige Bestehen feierte das Konservatorium 1906 mit zwei Festkonzerten. Am 18. Dezember gab es ein Konzert in der Philharmonie. Das Conservatoriums-Orchester spielte unter der Leitung von Robert Robitschek den Kaiser-Marsch von Richard Wagner, das Klavierkonzert in cis von Xaver Scharwenka, der als Solist mitspielte, und die Sinfonie in d von Philipp Scharwenka. Das zweite Konzert mit dem Conservatoriums-Orchester, bei dem Schüler als Solisten auftraten, fand am 19. Dezember 1906 im Beethovensaal statt.


Am 20. März 1908 bezog das Konservatorium ein eigenes Haus in der Genthiner Straße 11 am Magdeburger Platz im Bezirk Tiergarten und eine Zweiganstalt in der Uhlandstr. 14 in Charlottenburg. Mit dem Hauptsitz verbunden waren im Gebäude Lützowstraße 76 zwei Konzertsäle, der nach dem Klavierhersteller benannte Blüthnersaal und der Klindworth-Scharwenka-Saal. Diese wurden schnell zu einer wichtigen Institution im Berliner Konzertleben. Es fanden aber auch Vorträge statt. So hielt dort Karl Kraus mehrere Vorlesungen.


1910 bot man eine „vollständige Ausbildung in allen Fächern der Musik und Darstellungskunst. Seminar zur Ausbildung für das Musik-Lehrfach. Elemantar-Klavier- und Violin-Schule für Kinder vom 6. Jahre an.“ Nach dem Tod Philipp Scharwenkas 1917 übernahm Robert Robitschek die alleinige Direktion. Die Säle übernahm in den 1920er-Jahren die Klavierfabrik Schwechten. Die Säle erhielten nun die Namen Bachsaal und Schwechtensaal. Robitschek emigrierte 1937 wegen seiner jüdischen Abstammung in die USA, um der Verfolgung in Deutschland zu entgehen. Philipp Scharwenkas Sohn, der Komponist und Organist Walter Scharwenka (1881-1960), der von 1919 bis 1950 Musikdirektor der Lukaskirche war, übernahm die Direktion und leitete das Konservatorium bis 1960. Der letzte Sitz war in der Braillestr. 7 in Steglitz.


Vossische Zeitung 9.12.1906

Akademische Musikschule

Leiter der Akademischen Musikschule in der Viktoriastraße 24 war 1890 der Pianist und Musikpädagoge Alexis Hollaender (1840-1924). Er war ab 1861 Lehrer für Chorgesang und Klavier an der Akademie der Tonkunst. Außerdem leitete er den Konzert-Verein, der 1870 mit dem Cäcilienverein fusionierte. Hollaender heiratete 1865 die Sängerin und Gesangslehrerin Anna Becky. 1875 wurde ihm der Titel kgl. Musikdirektor verliehen. Von 1877 bis 1902 war Hollaender Gesangslehrer an der Viktoriaschule. Die Akademische Musikschule bot eine Ausbildung zum musikalischen Lehrberuf und Unterricht in Klavier, Gesang und Komposition (Vossische Zeitung 21.9.1890).

Conservatorium für Musik

In der Junkerstr. 10 an der Ecke zur Lindenstraße hatte 1890 das von Bernhard Henne geleitete Conservatorium für Musik seinen Sitz. Auch dieses bot neben Unterricht in Klavier, Violine, Violoncello, Sologesang, Theorie und Komposition die Ausbildung zum musikalischen Lehrberuf an. Unter den Lehrkräften war die Konzertsängerin Adelina Herms (Adelina Sandow-Herms). 


Nach der Jahrhundertwende existierte ein Konservatorium für Musik in der Bandelst. 45. Es könnte sich um eine Fortführung oder ein gleichnamiges anderes Institut handeln. Dessen Leiter, der kgl. Musikdirektor R. Kruckow war auch der Leiter des Kruckow’schen Gesangsvereins.

Lothringers Konservatorium

1891 gründete Anton Lothringer ein Konservatorium. 1905 begann das Winterhalbjahr am 9. Oktober in der Burggrafenstr. 17 und in der Menzelstr. 22 in Schöneberg-Friedenau. In der Vossischen Zeitung vom 29. November 1900 wurde ein Wohltätigkeitskonzert in der Aula der Charlottenschule in der Steglitzer Str. 29 zugunsten der Weihnachtsbescherung für arme Kinder angekündigt.

Prof. E. Breslaur’s Konservatorium

Der Pianist und Komponist Emil Breslaur (1836-1899) gründete das Berliner Conservatorium und Clavierlehrer-Seminar. Es hieß 1900 Professor E. Breslaur’ Konservatorium und Klavierlehrer-Seminar. Prof. E Breslauer’s Konservatorium wurde 1905 von Gustav Lazarus geleitet. Es hatte zwei Standorte, in der Bülowstr. 2 am Nollendorfplatz und in der Luisenstr. 36. Eine Anzeige in der Vossischen Zeitung vom 27. August 1905 kündigte an: „Neu eingetreten in das Lehrer-Kollegium: Frl. Fanny Opfer, Konzertsängerin, Herr Felix Meyer, Königl. Kammer-Virtuose“. Fanny Opfer wirkte am 3. März 1906 auch bei der 19. Schüleraufführung in der Aula des Falkrealgymnasiums in der Lützowstraße 84c mit. Auf dem Programm standen Vorträge auf zwei Klavieren, Chorgesang, Violine, Klavier-Soli und Gesang. Später war der Name Berliner Konservatorium und Seminar.

Scherhey’sches Conservatorium für Musik

In der Friedrichstr. 3 am Belle-Alliance-Platz hatte das Konservatorium von M. J. Scherhey 1892 seinen Sitz. Aus einer Anzeige erfahren wir das Unterrichtsspektrum für das Jahr 1893: „Ab 5. Januar beginnen Kurse in Gesang, Klavier, Violine, Cello, Ensemble, Therorie, Rollenstudium, Elementarschule und Opernschule“ (Vossische Zeitung 25. Dezember 1892). Außerdem gab es eine „Abendklasse für Dilettanten“.

Höhere Musikschule

Auch in der Höheren Musikschule von Max Eichborn in der Steglitzer Str. 65 begannen am 2. Januar 1893 neue Kurse. Zwölf Unterrichtsfächer standen zur Auswahl.

Beethoven-Conservatorium

Aus einer Anzeige in der Vossischen Zeitung 1892 erfahren wir vom Beethoven-Conservatorium in der Friedrichstr. 232, das vom Pianisten und Komponisten Louis H. Meyer geleitet wurde. Der Unterricht kostete hier monatlich 8 bis 14 Mark.

Kayser’s Conservatorium

1893 gründete Konrad Kayser sein Konservatorium. Es hatte 1905 seinen Sitz in der Wallnertheaterstr. 36. In der Vossischen Zeitung vom 17. September 1905 warb Kayser: „Ausbildung in den wichtigsten Lehrfächern der Musik. Prinzip: Nur 2 Schüler in einer Stunde. Honorar: Monatlich 6-20 Mk. Eintritt jederzeit.“ Am 23. September 1905 gab die Musikschule ein Konzert.

Wigodzki’s Conservatorium und Opernschule 

1900 existierte ein Wigodzki’s Conservatorium und Opernschule.

Elsmannsches Konservatorium

Über das von Elisabeth Alsmann betriebene Konservatorium erfährt man in der Vossischen Zeitung vom 29. November 1900 über die Veranstaltung eines Wohltätigkeitskonzertes: „Das Elsmannsche Konservatorium veranstaltet am 30. November im Deutschen Hof ein Konzert zum Besten der Weihnachtsbescherung armer Kinder der freien evangelischen. luth. Jesus-Kirche unter Mitwirkung von Frau Prof. Elisabeth Elsmann, der Ausbildungsklasse, des Elsmannschen Chores und der Orchesterklasse des Konservatoriums.

Eichelbergs’s Conservatorium

1900 erfährt man von der Existenz von Eichelbergs’s Conservatorium zugleich Theaterschule für Oper und Schauspiel wurde von Fritz Maßbach geleitet. Am 24. Mai 1902 fand im Hotel de Rome eine Prüfungsaufführung statt, bei der eine Szene aus dem Sommernachtstraum aufgeführt wurde, bei der die Schauspielschule des Konservatoriums  mitwirkte. Es hatte Unterrichtsräume in Berlin in der Charlottenstr. 28 und in Charlottenburg in der Rankestr. 31. 1905 erfährt man: „Gustav Friedrich ist als Lehrer für Sologesang in das Institut eingetreten“ (Vossische Zeitung 2.4.1905). Am 28. September 1905 veranstaltete man ein Konzert im Hotel de Rome. 1909 war Paul Elger Direktor. Am 5. April 1910 bezog man neue Räume im Haus Kurfürstendamm 228. Im Lehrprogramm war nun auch rhythmische Gymnastik nach der Methode des schweizerischen Musikpädagogen Émile Jaques-Dalcroze an, der 1911 das Festspielhaus Hellerau bei Dresden eröffnete. 1910 bot man einen Klavier-Meisterkurs mit Conrad Ansorge an (Vossische Zeitung 27.3.1910). Die Fortsetzung könnte das im Musiklexikon von 1915 erwähnte Ochs’sche Konservatorium von Traugott Ochs und P. Elgers gewesen sein.



Vossische Zeitung vom 27.3.1910

Joh. Pohl’s Conservatorium für Musik

1900 existierte Joh. Pohl’s Conservatorium für Musik.

M. u. P. Heller’s Conservatorium der Musik 

Das bereits 1900 existierende M. u. P. Heller’s Conservatorium in Alt-Moabit 111 warb 1905 mit einem Stamm von 28 Lehrkräften, die Unterricht gaben in: Klavier, Violine, Cello, Harmonium, Gesang, Ensemblespiel, Orchester, Theorie, Musikgeschichte, Akustik und Lehrberuf. Mehrmals im Jahr veranstaltete man Musikabende, so am 4. Oktober 1905 in den Hohenzollernsälen.

Konservatorium des Westens 

Unter der Leitung von Otto Hutschenreuter waren 1905 das Conservatorium des Westens in der Grolmannstr. 27 in Charlottenburg und das Schwantzer’sche Conservatorium in der Lutherstr. 44 in Berlin. Diese Schule richtete sich an „Musiker und Dilettanten, Kinder und Erwachsene“. Außerdem gab es „kurze Sonderkurse für Elementarlehrer in der neuen Methode Hutschenreuter“ (Vossische Zeitung 24.9.1905). 1909 waren A. Schäben und O. Hutschenreuter die Direktoren. Am 2. April 1909 veranstalte man eine Opern-Aufführung im Operettentheater in der Belle-Alliance-Straße 7.


Vossische Zeitung 28.3.1909

Meisterschule für Gesangs-, Sprach- und Darstellungskunst 

Dann gab es noch die Meisterschule für Gesangs-, Sprach- und Darstellungskunst, deren Leitung Maximilian Burg hatte. Man bot an: „Ton- und Stimmbildung, Konzert- und Operngesang, sprachliche und darstellerische Ausbildung, Meisterschule für Gesang und Darstellung der Opern von Richard Wagner und anderen Komponisten, Ensemble-Studium, Mimik, Pantomimik und Fechtkunst“ (Vossische Zeitung 24.9.1905). Bemerkenswert ist die Bemerkung: „Gewissenhaftes und erfolgreiches Studium unter Garantie! Nach absolviertem Studium beschafft die Direktion auf Wunsch festes Engagement an erstklassigen Bühnen.“ Die Schule war bis zum 30. September 1905 am Kupfergraben 4 und dann in der Rankestr. 22. Unter den Lehrkräften waren die Sängerinnen Lola Beth, Emmy Destinn und Blanche Corelli, die Schauspielerin Rosa Sachse-Friedel, die Dirigenten Arthur Nikisch und Richard Strauß (!), die Sänger Ludwig Mantler und Marian Alma und der Schriftsteller Felix Pinner.

Akademie des höheren Klavierspiels 

Auf Klavierunterricht war die Akademie des höheren Klavierspiels der Hofpianistin Lina Schmalhausen (1864-1928) in der  Oranienburger Str. 56 spezialisiert. Lina Schmalhausen war eine Schülerin von Theodor Kullak. Bei Franz Liszt hatte sie ab 1879 Unterricht in Weimar und ab 1884 in Rom und Budapest. Trotz des bombastischen Namens dieser und der nächsten Einrichtung handelte es sich schlichtweg um Klavierlehrerinnen.

Franz-Liszt-Akademie

Ebenfalls auf Klavierunterricht war die 1900 von der Hofpianistin Martha Remmert (1853-1941) in der Tauenzienstr. 6 gegründete Franz-Liszt-Akademie spezialisiert. Martha Remmert war eine Schülerin von Theodor Kullak und Carl Tausig, und ab 1871von Franz Liszt in Weimar und Budapest. Sie wurde eine international bekannte Pianistin. Sie unterrichtete in Lisztscher Auffassung und Methodik. 1905 gründete sie die Franz-Liszt-Gesellschaft.

Brandenburg’sches Konservatorium

1905 findet man in der Anzeigen in der Vossischen Zeitung auch das Brandenburgische Konservatorium in der Friedrichstr. 211. Es wurde von Bruno Kittel geleitet, der Musikdirigent am königlichen Schauspielhaus war. Man bot eine „vollständige Ausbildung durch erste Künstler und bewährte Pädagogen, zum großen Teil Mitglieder der Königl. Theater, in: Gesang, Klavier, sämtlichen Streich- und Blasinstrumenten, Harfe, Orgel, Komposition, Musikgeschichte, Akusti, Seminar, Opern- und Schauspielschule, Chor und Orchester“ (Vossische Zeitung 24.9.1905). Am 14. Januar 1905 veranstaltete man eine Matinee mit Orchester bei freiem Eintritt, bei er man u.a. die Klavierkonzerte A-moll von Schumann und G-moll von Mendelssohn und Ungarische Lieder für Violine von Ernst spielte.

Luisen-Conservatorium „West“

1905 existierte das Luisen-Conservatorium „West“ in der Kaiser-Allee 207. Direktor war der Hofkapellmeister Adolf Schultze.


Altmann’sches Conservatorium: Abschlussprüfung der Kindersing- und Bewegungsspiele
Berliner Leben 1907,4

Altmann’sches Conservatorium

1906 findet man den Hinweis auf ein von Alexander Altmann geleitetes Altmann’sches Conservatorium der Musik in der Köpenicker Str. 82. Die Zeitschrift Berliner Leben veröffentlichte 1907 ein Foto: An die Erziehung grossstädtischer Kinder stellt die Gegenwart aussserordentliche Anforderungen. Aber die Schule lehrt nur positives Wissen; Sinn für Musik, Grazie des Körpers und ästhetisches Fühlen werden hier nicht entwickelt. Da muss man es mit grosser Freude begrüssen, wenn neben den staatlichen Schulen sich es Privatanstalten zur besonderen Aufgabe machen, durch sachgemässen Unterricht auf Gesundheit und Gemüt des Kindes einzuwirken. Diese Aufgabe löst das Altmann’sche Konservatorium in anerkennenswerter Weise.



Vossische Zeitung 7.10.1906

Victoria-Luise-Konservatorium

Der Pianist und Klavierlehrer Alfred Schmidt-Badekow (1876-1945) eröffnete am 1. November 1906 das Victoria-Luise-Konservatorium für alle Fächer der Musik in der Motzstr. 57. Die Unterrichtsräume befanden sich in den fünf Etagen des Gartenhauses. Benannt war das Konservatorium nach dem nahen Victoria-Luise-Platz im sog. bayerischen Viertel von Schöneberg. Im künstlerischen Beirat war der damals bekannte Violinist Willy Burmester (1869-1933), einem Schüler von Joseph Joachim. Die Lehrkräfte bei der Eröffnung waren Hjalmar Arlberg, Irene von Brennerberg, Bernhard Dessau (kgl. Konzertmeister), Klara Erler, Leo Halir (kgl. Kammermusiker), Rudolf Krasa (Kgl. Hofoper) und der Direktor.


Am 30. Dezember 1906 fand im Bechstein-Saal bei freiem Eintritt die erste Lehrer-Matinée mit Klara Erler, Irene von Brennerberg und Alfred Schmidt-Badekow statt. Wie die anderen Konservatorien veranstaltete es regelmäßige Schülerkonzerte. Die „11. Aufführung“ fand am 16. April 1910 in einem Gebäude schräg gegenüber statt, nämlich in der Aula des 1902 errichteten Lette-Hauss statt, dem Sitz des 1866 von Wilhelm Adolf Lette gegründeten Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts. Bei diesem Konzert wirkten neben Schülern der unteren Klassen die Lehrer Irene von Brennerberg, Gina Goetz, Max Laurischkus, Alfred Schmidt-Badekow mit (Vossische Zeitung 27.3.1910). 


Ab dem Sommersemester 1910 unterrichtete Charlotte Wolter in der Gesangsklasse. Lehrkräfte waren 1913: „Konzertmstr. F. Arányi, Paulus Bache, 1. Solocellist d. philharm. Orch., W. Bardas, Irene von Brennerberg, Walt. Fischer, Elsa Gregory (Gesang zur Laute), Dir. S. Herz, Karl Kämpf, M. Laurischkus, Frl. F. Littmann (Meth. Carreno), Elisab. Ohlhoff, Fanny Opfer, Frau Philipp-Dietrich, Kgl. Hofopernsäng., Jul. Thornberg, 1. Konzertmstr. des philharm. Orchesters“ (Vossische Zeitung 30.3.1913). 


Die Lehrkräfte des 1907 gegründeten Mozart-Konservatoriums um Direktor Hans Ailbout

Berliner Leben 1907, 12


Mozart-Konservatorium

Der Komponist Hans Ailbout (1879-1957), der ab 1901 am Stern’schen Konservatorium unterrichtete, gründete 1907 das Mozart-Konservatorium in der Uhlandstraße 95 in Wilmersdorf. Von ihm ist heute noch sein Marsch Wir präsentieren von 1912 bekannt, der als Hymne des Blutritts zu den traditionellen Stücken des Blutritts in Weingarten gehört. Am Mozart-Konservatorium leiteten die Hofopernsänger Carl Jörn und Juan Luria die Opernschule. Carl Jörn (1873-1945) stammt aus Riga, war ab 1902 an der Hofoper Berlin und sang von 1908 bis 1914 an die Metropolitan Opera in New York. Juan Luria (1862-1943) gab sein Debüt an der Hofoper in Wien, sang am Hoftheater Stuttgart, der Metropolitan Opera in New York und schließlich in Berlin. 1937 floh er in die Niederlande, um den Verfolgungen als Jude zu entgehen, wurde aber 1940 nach der deutschen Besetzung interniert und schließlich im Konzentrationslager Sobibor ermordet. Weitere Lehrer für Gesang waren Charlotte Fleck, Agnes Leydhecker, Elisabeth Ohlhoff, Marianne Wolff und Johanna Richter-Burchard.

 

Anzeige des Mozart-Konservatoriums
Berliner Leben 1908

Benda’sches Konservatorium der Musik

1913 existierte noch das von Dr. a. Böhme geleitete Benda’sche Konservatorium der Musik, das am Wilhlemplatz, in der Berliner Str. 111, in Charlottenburg seinen Sitz hatte. Dieses bot z.B. im Seminar für Schulgesang die Vorbereitung zur Staatsprüfung an.

Seminar für Schulgesang

Eine vergleichbare Ausrichtung hatte auch das von Max Battle geleitete Seminar für Schulgesang in der Markgrafenstr. 101. Dieses bot vom 6. Oktober bis Ende Dezember 1913 für eine Kursgebühr von 250 Mark einen täglich acht Stunden umfassenden Repetitionskurs an. Darin wurden 15 Fächer unterrichtet. (Vossische Zeitung 4.10.1913)

Neue Opernschule

Der Opernregisseur Maximilian Moris, der 1905 an der Komischen Oper die Eröffnungspremiere von Hoffmanns Erzählungen inszenierte, und 1911 Direktor der Kurfürstenoper wurde, und Mary Hahn leiteten 1913 die Neue Opernschule in der Potsdamer Str. 39. Sie führten am 9. April 1913 ein Opernprogramm auf mit Szenen aus der Zauberflöte, dem zweiten und dritten Akt aus Figaros Hochzeit und alle Soloszenen aus Bajazzo.



Literatur

Hugo Riemann: Musik-Lexikon, 1. Bd. 8. Aufl. Leipzig 1915, S. 573ff.

Hugo Leichtentritt: Das Konservatorium Klindworth-Scharwenka Berlin 1881-1931, Berlin 1931.

Cordula Heymann-Wentzel: Das Stern’sche Konservatorium in Berlin, Rekonstruktion einer verdrängten Geschichte. Univ. d. Künste Berlin, Diss., 2010. S. 207, 213-214.

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