Kunst am Strom – Kunst und Kultur des Donauraumes – Ausstellung im Ulmer Museum - 2020
Kunst am Strom – Kunst und Kultur des Donauraumes
– Erste Station der Kunstausstellung im Ulmer Museum –
von Klaus J. Loderer
Unterscheidet sich Kunst in den verschiedenen Ländern entlang der Donau? Gibt es künstlerische Gemeinsamkeiten entlang der Donau? Die »Ausstellung Kunst am Strom« bringt künstlerische Äußerungen aus Deutschland, Österreich, Ungarn, der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien zusammen. »Kunst am Strom« führt Kunstpositionen ebenso zusammen wie Künstler und Kuratoren aus dem Donauraum. Der Querschnitt durch die Kunst der Donauländer ist derzeit im Ulmer Museum zu sehen. Doch soll die Ausstellung nicht nur eine Bestandsaufnahme sein, sie soll in der Folge auch die Basis eines Miteinanders und einer Auseinadersetzung unter den Künstlern werden. So wird aus der Kunstschau vielleicht ein Kunstprojekt werden.
Die künstlerischen Äußerungen in der Ausstellung könnten unterschiedlicher nicht sein. Der Bogen der Malerei reicht von abstrakten Bildern der Hamburger Künstlerin Birgit Brandis bis zum fast fotorealistischen Familienbild des bulgarischen Malers Yulian Stankulov. Dass dieses Bild wie ein Vorhang aufgehängt ist, setzt eine bewusste Irritation und ironisiert jeglichen Kitscheffekt.
Die künstlerischen Äußerungen in der Ausstellung könnten unterschiedlicher nicht sein. Der Bogen der Malerei reicht von abstrakten Bildern der Hamburger Künstlerin Birgit Brandis bis zum fast fotorealistischen Familienbild des bulgarischen Malers Yulian Stankulov. Dass dieses Bild wie ein Vorhang aufgehängt ist, setzt eine bewusste Irritation und ironisiert jeglichen Kitscheffekt.
Silvia Gancheva: »Selbstbildnis III« (2019, Öl auf Leinwand) Foto: Silvia Gancheva |
Silvia Gancheva stellt sich mit einer Reihe von Selbstporträts vor. Mal ist sie als moderne Frau zu sehen, die in ihr Telefon starrt (»Selbstbildnis I«). Was sie da tut, wir erst auf den zweiten Blick klar, sie macht gerade ein Foto von sich, ein Selfie. Sie fotografiert aber nicht direkt sich, sondern einen Spiegel, in dem sie zu sehen ist – und dieses Selfie ist es, das sie exakt auf einen Quadratmeter Leinwand gemalt hat. Das Motiv des Spiegels taucht auch in »Selbstbildnis II« auf. Ein Spiegel liegt auf einem Bild mit Fischen. Im Spiegel sieht man sie mit einem Fotoapparat hantieren. Was sie hier mit Ölfarbe auf große Leinwandformate bannt, sind die typischen Allerweltsgesten eines modernen Menschen mit seinen technischen Geräten. In »Selbstbildnis III« greift sie ins Bild. Ihre geradezu aus dem Bild herausgreifende Hand steht im Zentrum, so als hätte sie den Selbstauslöser nicht abwarten können.
Drei Künstler vertreten Ungarn. Péter Somody hat Künstler ausgesucht, die mit der Kunstfakultät der Universität Fünfkirchen (Pécs) in Beziehung stehen. Sándor Imreh greift in seinen Bleistiftzeichnungen Motive der Straße auf. Die Reihe »Straßenelemente« zeigt beschmierte Blechtüren und Elektrokästen. Fast könnten diese Bilder Schwarzweißfotos sein. Ebenso wie Imreh studierte auch Flóra Pertics an der Universität Pécs. Sie hat sich auf textile Arbeiten konzentriert, Wandteppiche, bei denen aber nur noch das Motiv der Fransen an die Tradition erinnert. Zur vorhergehenden Generation gehört Péter Somody, Professor für Malerei in Pécs. In der Serie »Wunde« erschließt sich die rot gesättigte Fläche erst nach und nach und man meint räumliche Objekte zu erkennen.
Silvia Gancheva stellt sich mit einer Reihe von Selbstporträts vor. Mal ist sie als moderne Frau zu sehen, die in ihr Telefon starrt (»Selbstbildnis I«). Was sie da tut, wir erst auf den zweiten Blick klar, sie macht gerade ein Foto von sich, ein Selfie. Sie fotografiert aber nicht direkt sich, sondern einen Spiegel, in dem sie zu sehen ist – und dieses Selfie ist es, das sie exakt auf einen Quadratmeter Leinwand gemalt hat. Das Motiv des Spiegels taucht auch in »Selbstbildnis II« auf. Ein Spiegel liegt auf einem Bild mit Fischen. Im Spiegel sieht man sie mit einem Fotoapparat hantieren. Was sie hier mit Ölfarbe auf große Leinwandformate bannt, sind die typischen Allerweltsgesten eines modernen Menschen mit seinen technischen Geräten. In »Selbstbildnis III« greift sie ins Bild. Ihre geradezu aus dem Bild herausgreifende Hand steht im Zentrum, so als hätte sie den Selbstauslöser nicht abwarten können.
Drei Künstler vertreten Ungarn. Péter Somody hat Künstler ausgesucht, die mit der Kunstfakultät der Universität Fünfkirchen (Pécs) in Beziehung stehen. Sándor Imreh greift in seinen Bleistiftzeichnungen Motive der Straße auf. Die Reihe »Straßenelemente« zeigt beschmierte Blechtüren und Elektrokästen. Fast könnten diese Bilder Schwarzweißfotos sein. Ebenso wie Imreh studierte auch Flóra Pertics an der Universität Pécs. Sie hat sich auf textile Arbeiten konzentriert, Wandteppiche, bei denen aber nur noch das Motiv der Fransen an die Tradition erinnert. Zur vorhergehenden Generation gehört Péter Somody, Professor für Malerei in Pécs. In der Serie »Wunde« erschließt sich die rot gesättigte Fläche erst nach und nach und man meint räumliche Objekte zu erkennen.
Flóra Pertics: »DIVE« (2019, gemischte Technik) Foto: Flóra Pertics/Gábor Horváth |
In ein Kaleidoskop scheint man in »Organic Geometric« zu blicken, einem fünfeckigen Bild des rumänischen Künstlers Ciprian Boden, Mitglied der 2003 gegründeten Künstlergruppe Noima. Fünfblättrige Blüten sind flüchtig gemalt so in ein Pentagramm eingepasst, dass es wirkt als sei das Bild unfertig geblieben und man deshalb noch die Konstruktionslinien erkennt. Einen utopischen Landschaftsplan zeichnete der 1936 in der Bukowina geborene Constantin Flondor mit »Projekt für Land, Obstgarten und Luft« (1981).
Die von Swantje Volkmann und Márton Méhes konzipierte und von Franziska Degendorfer (Karlsruhe), Olivia Jaques (Wien), Nikolas Bernath (Košice), Péter Somody (Pécs), Vladimir Frelih (Osijek), Andrea Palašti (Novi Sad), Sorin Scurtulescu (Temeswar) und Bozhidar Boyadzhiev (Sofia) kuratierte Schau wird anschließend in einer Wanderausstellung gezeigt werden. Darüber hinaus werden sich die Künstler und Kuratoren im Rahmen von Symposien und insbesondere im Rahmen der beiden europäischen Kulturhauptstädte Neusatz (Novi Sad) und Temeswar wiederholt begegnen, sich austauschen und Netzwerke bilden. Dass 2021 zwei nur 150 km auseinander liegende Städte Kulturhauptstädte werden sollten, gab auch die Grundidee zur Ausstellung, eint beide Städte doch nicht nur die Zugehörigkeit zur einstigen Donaumonarchie sondern auch die Zugehörigkeit zu sozialistischen Ländern und schließlich ein Transformationsprozess. Wie und wann die einzelnen Stationen stattfinden werden, ist durch die Einschränkungen und Verordnungen zu Corona allerdings derzeit noch nicht so ganz absehbar.
Die Ausstellung »Kunst am Strom« soll neugierig machen auf die künstlerischen Nachbarschaften im Donauraum. Dabei verzichtet das Projekt bewusst auf Mystifizierung, Exotisierung oder Klischees. Die Wanderausstellung macht unterschiedliche Positionen der Vor- und Nachwendezeit sichtbar und bietet insgesamt einen repräsentativen Querschnitt zu den Kunstpositionen der Donauländer. Die Ausstellung wird bis zum 6. September in Ulm gezeigt und dann auf eine Tour entlang der Donau geschickt.
Die beteiligten Künstler sind Birgit Brandis, Jörg Baier, Corinne Chotycki, Bettina Kattinger, Brigida Zuberi, Berenice Pahl, Helena Eribenne, Contact Zone, Rudolf Sikora, Oto Hudec, Flóra Pertics, Sándor Imreh, Péter Somody, Ana Petrović, Vladimir Frelih, Adrienn Újházi, Nikola Džafo, Constantin Flondor, Andrei Rosetti, Ciprian Bodea, Cosmin Fruntes, Sorin Scurtulescu, Silvia Gancheva und Yulian Stankulov.
In ein Kaleidoskop scheint man in »Organic Geometric« zu blicken, einem fünfeckigen Bild des rumänischen Künstlers Ciprian Boden, Mitglied der 2003 gegründeten Künstlergruppe Noima. Fünfblättrige Blüten sind flüchtig gemalt so in ein Pentagramm eingepasst, dass es wirkt als sei das Bild unfertig geblieben und man deshalb noch die Konstruktionslinien erkennt. Einen utopischen Landschaftsplan zeichnete der 1936 in der Bukowina geborene Constantin Flondor mit »Projekt für Land, Obstgarten und Luft« (1981).
Die von Swantje Volkmann und Márton Méhes konzipierte und von Franziska Degendorfer (Karlsruhe), Olivia Jaques (Wien), Nikolas Bernath (Košice), Péter Somody (Pécs), Vladimir Frelih (Osijek), Andrea Palašti (Novi Sad), Sorin Scurtulescu (Temeswar) und Bozhidar Boyadzhiev (Sofia) kuratierte Schau wird anschließend in einer Wanderausstellung gezeigt werden. Darüber hinaus werden sich die Künstler und Kuratoren im Rahmen von Symposien und insbesondere im Rahmen der beiden europäischen Kulturhauptstädte Neusatz (Novi Sad) und Temeswar wiederholt begegnen, sich austauschen und Netzwerke bilden. Dass 2021 zwei nur 150 km auseinander liegende Städte Kulturhauptstädte werden sollten, gab auch die Grundidee zur Ausstellung, eint beide Städte doch nicht nur die Zugehörigkeit zur einstigen Donaumonarchie sondern auch die Zugehörigkeit zu sozialistischen Ländern und schließlich ein Transformationsprozess. Wie und wann die einzelnen Stationen stattfinden werden, ist durch die Einschränkungen und Verordnungen zu Corona allerdings derzeit noch nicht so ganz absehbar.
Die Ausstellung »Kunst am Strom« soll neugierig machen auf die künstlerischen Nachbarschaften im Donauraum. Dabei verzichtet das Projekt bewusst auf Mystifizierung, Exotisierung oder Klischees. Die Wanderausstellung macht unterschiedliche Positionen der Vor- und Nachwendezeit sichtbar und bietet insgesamt einen repräsentativen Querschnitt zu den Kunstpositionen der Donauländer. Die Ausstellung wird bis zum 6. September in Ulm gezeigt und dann auf eine Tour entlang der Donau geschickt.
Die beteiligten Künstler sind Birgit Brandis, Jörg Baier, Corinne Chotycki, Bettina Kattinger, Brigida Zuberi, Berenice Pahl, Helena Eribenne, Contact Zone, Rudolf Sikora, Oto Hudec, Flóra Pertics, Sándor Imreh, Péter Somody, Ana Petrović, Vladimir Frelih, Adrienn Újházi, Nikola Džafo, Constantin Flondor, Andrei Rosetti, Ciprian Bodea, Cosmin Fruntes, Sorin Scurtulescu, Silvia Gancheva und Yulian Stankulov.
Sándor Imreh: Aus der Serie »Straßenelemente« (2019, Bleistift auf Papier) Foto: Sándor Imreh/Gábor Horváth |
Der begleitende deutsch-englische Katalog nutzt die Gelegenheit und arbeitet auch noch Beispiele der zeitgenössischen Literatur der Länder mit ein. So werden die Kunstwerke mit Zitaten konfrontiert. Ein literarischer Text stimmt jeweils auf die Künstler eines Landes ein. Die literarischen Texten stammen von Dieter Lohr (D), Lydia Steinbacher (AT), Juraj Briškár (SK) Károly Méhes (HU), Helena Sablić Tomić (HR), Branislav Živanović (RS), Robert Șerban (RO) und Palmi Ranchev (BG).
Ausstellung
Kunst am Strom
Kunst und Kultur des Donauraums
bis 6. September 2020
Ulmer Museum
Marktplatz 9 I, 89073 Ulm
Tel.: 0731/1614312
Öffnungszeiten: Di–Fr 11–17 Uhr, Sa–So: 11–18 Uhr
www.museumulm.de
Ausstellung
Kunst am Strom
Kunst und Kultur des Donauraums
bis 6. September 2020
Ulmer Museum
Marktplatz 9 I, 89073 Ulm
Tel.: 0731/1614312
Öffnungszeiten: Di–Fr 11–17 Uhr, Sa–So: 11–18 Uhr
www.museumulm.de
Kommentare
Kommentar veröffentlichen