Buchbesprechung: Joachim Mischke – Michael Zapf: Elbphilharmonie
Golden glänzt Hamburgs neues Wahrzeichen
Ein Buch zur Elbphilharmonie
von Klaus J. Loderer
Zur Fertigstellung ist aus der Feder von Joachim Mischke und
illustriert mit Fotos von Michael Zapf ein großformatiger Bildband erschienen,
der das Werden der Elbphilharmonie in Hamburg aufzeigt. Da sieht man die
Elbphilharmonie golden, im Morgenrot und hinter der Queen Mary 2. Da gibt es
Spiegelungen der Kirchtürme in der Glasfassade.
Hellblau unterlegt sind Seiten mit Vergleichsbauten aus dem
Konzertsaalbereich: Harpa in Reykjavík, das Kultur- und Kongresszentrum Luzern,
die Philharmonie in Berlin, die Philharmonie in Paris und die Walt Disney
Concert Hall in Los Angeles. Wir erfahren, dass Konzerthäuser
„Gefühlsimmobilien“ und „Heimat für Glücksmomente“ seien und wir die
„historischeren“ (kann man „historisch“ steigern? – eine nette Stilblüte)
Konzerthäuser aus den „gutbürgerlichen Zeiten“ leicht mit Museen verwechseln
können. Dagegen seien heutige Konzerthäuser „Maßarbeiten“. Als ob die Elbphilharmonie
nicht auch ein Museum sein könnte. Der Autor widerlegt sich übrigens wenige
Seiten selbst, indem er meint, dass der Konzertsaal in Los Angeles „wie ein
Zwilling“ des Guggenheim-Museums in Bilbao wirke.
Im Zentrum des Buchs kann man zwei Seiten ausklappen. Da
sieht man die Elbphilharmonie aufgeschnitten und man kann sich einmal die
Struktur des Bauwerks anschauen. Der Schnitt ist so vorgenommen, dass man die
gebogene Rolltreppe sieht, die diagonal den Sockel des Gebäudes durchschneidet.
Man erkennt die sog. Plaza mit dem offenen Umgang um das Gebäude und man findet
im Zentrum des Bauwerks den großen Konzertsaal und etwas versteckt den kleinen
Konzertsaal. Wohnungen und Hotel sind hinter den Glasflächen verborgen. Auf der
gegenüberliegenden Seite findet man eine statistische Angaben zum Gebäude, so
aufbereitet, wie man das gerne in amerikanischen Fernsehdokumentationen tut:
das Gesamtgewicht von 200000 Tonnen entspricht 30 Mal der dem Schiff Cap San
Diego und die 120000 Quadratmeter Fläche entsprechen 17 Mal dem Fußballfeld des
Millerntor-Stadions. Aha. Das ist graphisch hübsch gemacht. Aber ob man mit
solchen Vergleichen wirklich etwas anfangen kann, ist dann doch fraglich.
Mancher Leser wird staunen, dass in den großen Saal der Elbphilharmonie gar
nicht mehr Leute reingehen als in den großen Saal der Laeiszhalle. Kurios mag
der Vergleich anmuten, dass die lichte Höhe des großen Saals von 25 Metern der
Elephantenherde im Tierpark Hagenbeck entspricht: die Graphik zeigt uns zehn
aufeinandergestapelte Elephanten.
Über mehr als siebzig Seiten läuft am unteren Blattrand
entlang ein Zeitstrahl, der vom Oktober 2001 bis zum März 2017 reicht. Im Kapitel über die Entstehung der Idee
wird auch die Rolle des Architekten und Projektentwicklers Alexander Gérard und
der Kunsthistorikerin Jana Marko als Initiatoren gewürdigt. Beide haben über
Jahre für die Idee eines Konzersaals auf dem alten Kaispeicher A geworben.
Gérard war es auch, der Kontakt zu den Architekten Jacques Herzog und Pierre de
Meuron aufnahm, die dann den Entwurf lieferten.
In zahlreichen Fotos der Baustelle kann man die Entwicklung
des Baus nachvollziehen. Ein kleines Kapitel ist der Akustik des Konzertsaals und
dem Akustiker Yasuhisa Toyota gewidmet. Darin wird mal wieder behauptet, dass
Konzertsäle nach dem Modell „Weinberg“ demokratischer seien als die
„Schuhschachteln“, bei denen „das Sehen und Gesehenwerden in den Karten
eingepreist“ sei. Dann ist aber der kleine Saal der Elbphilharmonie genau so
ein übler Saal. Ob der eigene Anspruch, zu den besten zehn Konzertsälen der
Welt zu gehören, schließlich eingelöst wurde, bleibt offen. Für das Buch ist
der Weg der weiteren Verklärung des Baus gewählt. Nacheinander werden die
wichtigen Bereiche vorgestellt, wie die Plaza, der große Konzertsaal, der
kleine Konzertsaal, die Kaistudios, das Hotel und eine Musterwohnung. Am Ende
findet man noch eine Übersicht zu den historischen Konzertsälen Hamburgs,
Hamburger Komponisten und den Orchestern.
Elbphilharmonie
Text: Joachim Mischke
Fotos: Michael Zapf
Verlag Edel Books Hamburg 2016
ISBN 978-3-8419-0365-5
248 Seiten, überw. Ill.
Gebundene Ausgabe deutsch 29,95 €
Gebundene Ausgabe englisch 39,95 €
Kompaktausgabe deutsch 12,95 €
Kompaktausgabe englisch 12,95 €
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